
Cartier: Was war das für eine Familie, die über vier Generationen die Reichen und Mächtigen der Welt mit Juwelen ausstattete? Francesca Cartier Brickell hat die Geschichte ihrer Familie erforscht. Sie erzählt, wie sich Cartier ab Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem Luxus-Imperium entwickelte. Mit vielen funkelnden Glanzlichtern!
Es begann mit einem kleinen Juwelierladen, den Louis-François Cartier 1847 in Paris gründete. Schon wenige Jahre später zählte die französische Kaiserin Eugénie zu seinen Kundinnen. Und als Napoleons Cousine Prinzessin Mathilde im Jahr 1856 bei einem ihrer Salons mit Cartier glänzte, öffnete dies dem Unternehmen das Tor zur Pariser Gesellschaft und zur internationalen High Society.
Anfang des 20. Jahrhunderts bauten die drei Enkel des Gründers – Louis, Pierre und Jacques – Niederlassungen in London und New York auf. Sie machten aus Cartier eine ikonische Luxusmarke. Der familiäre Zusammenhalt war groß: Arbeitsfeld und Auswahl der Ehepartnerin wurden von den Herren Cartier sorgfältig mit dem Wohlergehen und der Expansion der Firma abgestimmt. Wichtig war auch die Diskretion im Hause Cartier, zum Beispiel mit sorgfältig getrennten Kundenkarten für Ehefrau und Geliebte.
Vor dem Ersten Weltkrieg waren die Königshäuser und Adelsfamilien die wichtigsten Kunden. Prächtige Diademe, Colliers und Broschen bestimmten das Angebot des Hauses Cartier. Später weitete sich der Kundenkreis auf die internationale High Society aus. Mit kostbaren Juwelen versorgten die Cartiers die Schauspielerinnen und Mode-Diven des 20. Jahrhunderts: von Gracia Patricia, Wallis Simpson und Coco Chanel bis zu Elizabeth Taylor und Romy Schneider.
Die Autorin ist eine Cartier-Urgroßenkelin. Sie erzählt spannend, welche Inspirationsquellen Cartier beeinflussten: die Reisen von Jacques Cartier in den 1910er Jahren nach Indien zu den Maharadschas oder zu den Perlenfischern am Persischen Golf zum Beispiel; oder die Aufführungen der Ballets Russes in Paris; das Totenbuch der Ägypter und die „ägyptischen“ Juwelen in den 1920ern. „Ja, bei Juwelen ändert sich der Stil oft, weil sie die Kleider, die in jeder Saison neu kreiert werden, zieren sollen“, soll Pierre Cartier geäußert haben.
Francesca Cartier Brickell verfolgt die Spuren ihrer Familie bis in die 1970er Jahre. 1979 haben die Erben ihre Anteile verkauft. Ein Konsortium vereint Cartier Paris, London und New York zu „Cartier Monde“. Die Familiengeschichte drohte in Vergessenheit zu geraten, bis Francesca Cartier Brickell einen alten Reisekoffer mit Briefen im Hause ihres Großvaters findet.
Fazit:
Dies ist eine gut erzählte Familiengeschichte, verwoben mit dem Weltgeschehen und der Entwicklung der Cartier-Klassiker. Das Lesevergnügen wird mit Cartier-Stammbaum, Zeittafeln und den vielen Fotos erweitert.
Francesca Cartier Brickell: Die Cartiers. Aus dem Englischen von Frank Sievers
Insel Verlag 2025, Klappbroschur, 719 Seiten, 22,00 €
ISBN: 978-3-458-68440-4
