Zentrum La Boucle:
Eine schöne und lebendige Stadt mit über 118.000 Einwohnern ist Besançon: In einer Schleife – La Boucle – am Fluss Doubs gelegen, hat sich die frühere Militärstadt und Uhrenmetropole zu einem Industrie- und Forschungsstandort für Microtechnologie verwandelt. Kunsthistorisch ist Besançon eine Perle mit zweitausend Jahren Geschichte. Auffallend sind die vielen Befestigungsanlagen hoch über der Stadt. Die größte ist die Zitadelle, die Ludwig XIV. unter Vauban vollenden ließ. Sie zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Besançon war bis vor wenigen Jahren Hauptstadt der Region Franche-Comté und gehört heute als Sitz des Conseil Régional zur Großregion Bourgogne-Franche-Comté.
Paläste und pulsierendes Leben
Römische Ruinen erinnern daran, dass Besançon schon zu Cäsars Zeiten eine wichtige Rolle spielte. Ab 1307 war Besançon eine Freie Reichsstadt im Heiligen Römischen Reich und Teil der Franche-Comté (Freigrafschaft). Kaiser Karl V. ließ die Stadt befestigen und zu einem Schutzschild für sein Reich ausbauen. In der Zeit der Renaissance entstanden eindrucksvolle repräsentative Gebäude wie das Palais Granvelle. Es wurde vom gleichnamigen Hüter des kaiserlichen Siegels, Nicolas Perrenot de Granvelle, errichtet. Auch das Rathaus stammt aus jener Epoche.
Bis ins 17. Jahrhundert dauerte die Zeit des Wohlstands und des Wachstums. Im Jahr 1651 verlor Besançon den Status der freien Stadt, gelangte in den Besitz der spanischen Krone. Immer wieder versuchten französische Truppen, die Stadt zu erobern. Dies gelang schließlich im Jahr 1674: Besançon wurde Hauptstadt der Franche-Comté und Teil des Königreichs Frankreich. Viele administrative Einrichtungen, darunter das Militärgouvernement, das Parlament (hohes Gericht) und die Universität wurden nach Besançon verlegt.
Steinbauten in Blau-Beige prägen das Bild in der Innenstadt. Der bläulich schimmernde Kalkstein Pierre de Chailluz wurde im nahen Wald von Chailluz abgebaut. Das gesamte Stadtzentrum La Boucle steht heute unter Denkmalschutz.
Im Zuge der Industrialisierung wurde Besançon Zentrum der französischen Uhren- und Textilindustrie. Heute ist die Stadt führend in den Bereichen Mikro- und Nanotechnologie. Wichtig für diese Entwicklung sind die Forschungsinstitute der Université de Franche-Comté.
Fazit:
Kurz gesagt: Der Stadt und ihren Menschen – Bisontines/Bisontins genannt – geht es gut. Sie zeigt pulsierendes Leben, viel historische und sorgfältig gepflegte Bausubstanz, erlaubt prächtige Panoramen über das Häusermeer und den Fluss Doubs. In den Restaurants lässt es sich genießen. Die Spezialitäten der Region – Comté-Käse und Vin du Jura – gibt es auf dem Markt und in den Fromagerie-Läden zu kaufen. Schön ist es, in den vielen Geschäften zu bummeln.
Nicht verpassen – die 8 Highlights von Besançon im Zentrum La Boucle:
1. Citadelle – Zitadelle, Vauban-Festung mit Museen und Zoo
100 Meter hoch ragt die mächtige Zitadelle über die Stadt Besançon, die der Militärarchitekt Sébastien Le Prestre de Vauban (1633 – 1707), kurz Vauban, im Auftrag von König Ludwig XIV. erbaut hat. 11 Hektar groß und von langen Befestigungsmauern umschlossen, gilt die Zitadelle als Meisterwerk Vaubans: Sie zeigt ganz eindeutig die Machtansprüche des französischen Königs. Denn die Zeit der freien Reichsstadt Besançon war ab 1674 endgültig vorbei.
Seit 2008 ist die Zitadelle Patrimoine mondial – UNESCO-Weltkulturerbe. Heute beherbergt die Befestigungsanlage 3 Museen:
- Le Muséum mit naturkundlicher Sammlung und Zoo
- Musée Comtois zur Geschichte der Franche-Comté
- Le Musée de la Résistance et de la Déportation in Gedenken an die traurige Geschichte der Résistance in Besançon während der deutschen Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg bis zum 8.9.1944.
Citadelle de Besançon
Rue des Fusillés de la Résistance 99, Besançon
2. Musée des Beaux-Arts et d’Archéologie – Kunst- und Archäologie-Museum
Das Musée des Beaux-Arts et d’Archéologie Besançon wurde 1694 gegründet und ist das älteste öffentliche Museum Frankreichs! Seit 1843 befindet sich das Museum in einem ehemaligen Getreidespeicher im Zentrum der Stadt. 1967 bis 1970 wurde ein Umbau vorgenommen, bei dem der Hof überdacht wurde.
Dieses Museum präsentiert verschiedene hochkarätige Sammlungen von Kunst und Archäologie. Der Rundgang ist abwechslungsreich, die moderne Ausstellungsarchitektur hat mich sehr angesprochen.
Unter anderem werden auch Werke der Franche-Comté-Künstler des 19. Jahrhunderts gezeigt. Ein Stolz des Museums ist das riesige Jagdgemälde „Hallali du Cerf“ von Gustave Courbet (1819 in Ornans bei Besançon – 1877 La-Tour-de-Peilz, Schweiz).
Musée des Beaux-Arts et d’Archéologie
Place de la Révolution 1, Besançon
Siehe auch den Beitrag: Besançon: Kunst im Musée des Beaux-Arts et d’Archéologie
3. Musée du Temps – Museum der Zeit im Palais Granvelle
Im Renaissance-Palais Granvelle, mit seinem eindrucksvollen Arkadenhof, ist das Museum der Zeit untergebracht: Hier dreht sich alles um die Bemessung der Zeit, um die Kulturgeschichte der Uhren, um 200 Jahre Horlogerie in Besançon, der Franche-Comté und in der benachbarten Schweiz.
Das Uhrmacher-Know-how brachten Schweizer Uhrmacher nach Besançon. 1793 wurde hier von Laurent Mégevand die erste Uhrmanufaktur gegründet. Seit 1860 wurde in der Stadt auch der Nachwuchs im Handwerk geschult, in der Fachschule Ecole d’horlogerie. Im 19. Jahrhundert stieg die Uhrenproduktion stark an – um 1900 wurden 90 % aller französischen Uhren in Besançon gefertigt. Mittlerweile hat Besançon sich zu einem Zentrum für Mikrotechnik entwickelt.
Als eine der letzten großen Uhrmacherfirmen von Besançon gilt heute das Unternehmen Utinam, das seinen Show- und Verkaufsraum gegenüber des Palais Granvelle in der Grande Rue eingerichtet hat.
Kunst der Uhrmacher ist Weltkulturerbe
In 2020 wurde die Uhrmacherkunst in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes der UNESCO eingetragen: Das Know-how in der Uhrmachermechanik und in der mechanischen Kunst umfasst die Uhrmacherkunst entlang des Jura-Bogens von Genf bis Schaffhausen, Biel bis Besançon. Dazu gehört auch die Herstellung von Automaten und Spieluhren, die für die Region Sainte-Croix charakteristisch sind. Die Ausstellung im Musée du Temps in Besançon widmet sich natürlich auch diesem Thema.
Besonders begeistert im Musée du Temps hat mich das Foucaultsche Pendel. Es weist die Erdrotation ohne astronomische Beobachtungen am Himmel nach.
Musée du Temps – Palais Granvelle
Grande-Rue 96, Besançon
4. Maison Victor Hugo – Geburtshaus von Victor Hugo
Am 26. Februar 1802 wurde Victor Hugo in Besançon geboren. Sein Geburtshaus steht seit 2013 Besuchern offen: Eine moderne Multimedia-Inszenierung würdigt sein literarisches und politisches Erbe. Denn Victor Hugo war nicht nur Schriftsteller, sondern auch ein engagierter Kämpfer für Meinungsfreiheit, Menschenwürde, Kinderrechte und Freiheit der Nationen.
Er starb am 22. Mai 1885 in Paris und gilt bis heute als einer der größten Autoren der französischen Sprache.
Die 4 wichtigsten Romane von Victor Hugo
- Les Misérables (Die Elenden)
- Notre-Dame de Paris (Der Glöckner von Notre Dame)
- Les travailleurs de la mer (Die Arbeiter des Meeres)
- Le dernier jour d’un condamné (Der letzte Tag eines Verurteilten)
Der kleine Platz am Maison Victor Hugo heißt heute natürlich Place Victor Hugo. Hier ist es gemütlich: Mit einer Bar, einem Stoffladen, einem Weingeschäft, einer historischen Apotheke und einer Buchhandlung, die sich auf Werke aus der Franche-Comté spezialisiert hat.
Maison Victor Hugo
Grande-Rue 140, Besançon
5. FRAC Franche-Comté- Zeitgenössische Kunst in der Cité des Arts
Hier dreht sich alles um die neueste Kunst! FRAC ist die Abkürzung für Fonds régional d’art contemporain.
Der FRAC ist ein außergewöhnlicher Ort am Ufer des Doubs in Besançon, welcher dem zeitgenössischen künstlerischen Schaffen gewidmet ist. Hier gibt es Ausstellungen von Malerei, Fotografie, Installationen, und auch Musik und Tanz spielen eine wichtige Rolle.
Es soll ein Ort der Diskussion und des Austauschs sein, der vielen verschiedenen Zielgruppen offensteht. Der FRAC befindet sich in der Cité des Arts. Das Gebäude hat der Architekt Kengo Kuma mit der Agentur Archidev (Hervé Limousin und Séverine Fagnoni) und dem Landschaftsarchitekten Jean-Marc L’Anton entworfen. Es wurde 2013 eröffnet.
Fonds régional d’art contemporain Franche-Comté
Passage des Arts 2, Cité des Arts, Besançon
6. Brasserie du Commerce – Schlemmen und Genießen in historischem Ambiente
Ganz frisch sind die Köstlichkeiten, die in der Brasserie du Commerce serviert werden. Ob zu Café, einem Petit Rouge oder für ein ganzes Menü: Die Speisekarte zählt französische Brasserie-Klassiker auf, modern interpretiert.
Was für ein Lokal! Hier glitzert und glänzt es prächtig: In der 1873 eröffneten Brasserie du Commerce im Zentrum von Besançon sorgen riesige Spiegel, vergoldete Verzierungen und zig Lampen und Leuchter für historisches Ambiente. Und natürlich steht die Brasserie unter Denkmalschutz!
Brasserie du Commerce Täglich geöffnet 09.00 – 23.00 h
Rue des Granges 31, Besançon
7. L´Intranquille – Buchhandlung, Papeterie und Kunst in einer ehemaligen Kapelle
Hier könnte ich ganze Tage verbringen! Die Buchhandlung L´Intranquille wurde 2015 in Besançon eröffnet. Mehr als 100.000 Buchtitel liegen auf 5 Etagen bereit. Vom Kinderbuch über Krimi bis zum Kunstband- für alle ist etwas dabei. Außerdem ist L´Intranquille eine Papeterie, in der es auch alle Schreibwaren für Schule und Studium gibt. Dazu bietet L´Intranquille ein Kulturprogramm mit Lesungen und Ausstellungen.
Meine Lieblingsetage ist die oberste, wo sich die Kunst, Foto- und Architekturbände stapeln. Ein kleines Café bietet Erfrischung, und hier kann man sich auch Kunstwerke fachgerecht rahmen lassen. Für ein besonderes Ambiente sorgt die Wölbung der Kuppel. Denn die Buchhandlung wurde in die ehemalige Kapelle des Frauenklosters von Notre-Dame de Battant eingefügt. Durch die Fenster blicke ich über die Dächer der Stadt und überlege, wie viele Bücher sich wohl in meiner Tasche bis ins Hotel tragen lassen.
L´Intranquille
Rue des Granges 59, Besançon
8. Le Tunnel – Schifffahrtskanal unter der Zitadelle
Das ist eine spektakuläre Abkürzung und ein Meisterwerk der Ingenieurskunst: Der Wassertunnel von Besançon wurde in den Kalkstein gegraben. 1878 bis 1882 erbaut, ist er Teil des Rhein-Rhône-Kanals. Der 391 m lange Tunnel kürzt den Wasserweg ab, nämlich die 5,6 Kilometer der Doubs-Schleife rund um Besançon. Der Tunnel läuft unter der Zitadelle hindurch, vom Faubourg (Vorstadt) Rivotte zum Faubourg Tarragnoz mit der Schleusenanlage.
Der ehemalige Treidelweg dazu kann heute von Fußgängern und Radfahrern genutzt werden.
Hierdurch verläuft auch die europäische Radstrecke EuroVelo6.
Parallel zum Schifffahrtskanal existiert seit 1996 auch ein Tunnel für den Autoverkehr, der die Innenstadt entlasten soll.
Fahrten mit dem Ausflugsschiff auf dem Doubs in Besançon
„Die Schleife des Doubs“ mit Schleusen und Tunnel unter der Zitadelle.
Dauer ungefähr 1 Std 15 Min. Abfahrt: Brücke Pont de la République, Besançon
www.vedettesdebesancon.com / www.bateau-besancon.fr
… auf dem anderen Doubs-Ufer, gegenüber vom Zentrum La Boucle, liegt das alte Stadtviertel Battant.
… sechs Sehenswürdigkeiten in Besançon stellen wir im Beitrag „Postkarte Souvenir de Besançon“ vor.
… weitere praktische Hinweise zu Besançon in: Besançon: Service
… alle Beiträge zu Besançon auf nachfrankreich.de