Ornans – Heimat des Malers Gustave Courbet

Ornans Loue
Ornans, Häuser auf Pfeilern am Ufer der Loue; im Hintergrund: Kalksteinfelsen | Foto: Britta Lehna

Im Tal des Flusses Loue, zwischen Besançon und Pontarlier, liegt die kleine Stadt Ornans. Sie gehört zum Département Doubs in der Region Bourgogne-Franche-Comté. Mit ihren rund 4.500 Einwohnern ist sie ein Mittelpunkt in der grünen, von bleichen Kalkfelsen durchzogenen Landschaft. Wer in Ornans Urlaub macht, will Kanu fahren, wandern oder klettern. Und wer außerdem Kunst liebt, schaut sich an, wo der berühmteste Sohn der Stadt aufgewachsen ist, der Maler Gustave Courbet (1819 – 1877).

Ornans place
Ornans, Place Gustave Courbet | Foto: Britta Lehna

Stadtrundgang in Ornans

Der Stadt-Rundgang beginnt am besten – an der Place Gustave Courbet! Dieser schöne Platz mit seinen großen Bäumen hat etwas Entschleunigendes. Mehrere kleine Cafés umgeben ihn. Dazu zwei Antiquitätengeschäfte – vieille France lässt grüßen. In den Straßen von Ornans gibt es viele kleine Geschäfte, für Mode zum Beispiel, aber auch für Schokolade oder Feinkost aus der Region. Und sogar ein zeitgenössischer Maler hat hier sein Atelier eingerichtet.

Von der Brücke Grand Pont gibt es einen schönen Blick auf die Loue und auf die alten Häuser an den Ufern: Ihre Balkons und Erker ragen weit über das Wasser hinaus. Einige sind teilweise auf Stützen gebaut, die im Wasser der Loue stehen.

Ornans Loue
Ornans, Blick auf den Fluss vom Grand Pont | Foto: Britta Lehna

Ganz in der Nähe, ebenfalls am Ufer der Loue, befindet sich das Musée Courbet. Hier wurde dem Maler Gustave Courbet ein Denkmal gesetzt. Mit einem interessanten, modernen Ausstellungskonzept wird das Leben von Courbet vorgestellt: 60 seiner Werke sind zu sehen und viele Impressionen zu seinem Umfeld in Ornans und in der Franche-Comté.

Ornans Musee Courbet
Ornans, Musée Courbet am Ufer der Loue | Foto: Britta Lehna

Gustave Courbet und der Realismus

Was ist das Besondere an Courbet? Er hat den neuen Realismus in der Malerei geprägt, sich gegen den damals herrschenden starren Akademismus gewehrt und politisches Engagement in der Pariser Commune gezeigt. Im Schweizer Exil ist der Rebell gestorben. Heute sind seine Werke berühmt und hängen in vielen Museen der Welt.

Gustave Courbet wurde 1819 in Ornans geboren. Er stammte aus einer wohlhabenden Bauernfamilie. Schon früh genoss er Zeichen- und Malunterricht. Auf Wunsch seiner Eltern begann er 1840 ein Jurastudium in Paris – um sich dann ganz für die Malerei zu entscheiden. Er malte viele Szenen aus Ornans, porträtierte Freunde und Familie, schuf Selbstporträts und Landschaftsbilder. Sein bekanntes Bild „Ein Begräbnis in Ornans“ zeigt zahlreiche Bewohner des Ortes. Es präsentiert eine sehr nuancierte Trauergemeinde – von der trauernden Familie bis hin zu den schwatzenden Bauern. Damit verstieß Courbet gegen die damals geltende akademische Tradition. So trug er sich den Vorwurf ein, sakrale Zeremonien würdelos darzustellen. Das sehr großformatige Ölgemälde (311 x 668 cm!) hat er 1849/50 geschaffen. Heute ist es im Musée d’Orsay in Paris zu sehen. Auch im Musée des Beaux-Arts et d’Archéologie in Besançon ist eine Reihe von Gemälden Courbets ausgestellt.

Courbet enterrement
Gustave Courbet: Begräbnis in Ornans, 1850. Paris, Musée d’Orsay | Foto: RMN-Grand Palais (Musée d’Orsay)

Gustave Courbet prägte den Realismus in der Malerei. 1855 ließ er in Paris einen Pavillon aufstellen, in dem er die Bilder zeigte, die er für die dortige Weltausstellung eingereicht hatte und die von der Jury abgelehnt worden waren. „Le réalisme“ stand über dem Eingang. Das war Programm für eine Kunst, die sich als demokratisch verstand und die sich dem vorherrschenden Geschmack entgegenstellte: gegen den lebensfremden Idealismus, gegen den Klassizismus der Akademien. Das traf nicht immer den Geschmack der Sammler in jener Zeit. Courbet unternahm zahlreiche Reisen durch Europa und auch nach Frankfurt und München. Dort kamen seine Werke jedoch gut an.

Courbets Konflikt und Flucht in die Schweiz

Beim Sturz des Zweiten Kaiserreichs 1870 beteiligte sich Courbet aktiv. Er wurde zum Präsident der Künstlervereinigung gewählt. In den revolutionären Tagen der Pariser Commune sorgte er dafür, dass die Kunstschätze vor Kriegsschäden bewahrt wurden.

Leider macht er der Kommission zur Erhaltung der Kunstschätze auch den Vorschlag, die Vendôme-Säule am gleichnamigen Platz in Paris als ein wertloses Denkmal niederzureißen. Im Mai 1871 wird dieser Vorschlag in die Tat umgesetzt. Das beschert Courbet nach der Niederlage der Commune eine sechsmonatige Haft. Danach kehrt er nach Ornans zurück. 1873 droht ihm eine erneute Haftstrafe – er soll die Mittel zur Wiederaufrichtung der Vendôme-Säule erbringen oder in Schuldhaft gehen.

Daraufhin flüchtete Courbet nach La-Tour-de-Peilz in die Schweiz. Dort ist er 1877 gestorben.


Übrigens: Granvelle war auch hier

Im Jahre 1486 wurde Nicolas Perrenot in Ornans geboren, der später als Nicolas Perrenot de Granvelle nach einem einzigartigen sozialen Aufstieg Kanzler des Kaisers Karls V. wurde. Er begann den Bau des Palais Granvelle in Besançon, der in einem anderen Beitrag dieses Blogs vorgestellt wird.

Ornans: Service

Ornans Office de tourisme Rue P. Vernier
Ornans, Tourismusbüro Rue P. Vernier | Foto: Britta Lehna
Ornans Uhrwerk
Ornans, Rathaus: Uhrwerk aus der Kirche St. Laurent | Foto: Britta Lehna

Für Kletterfans: Wer auf der Via Ferrata klettern will, kann sich die Ausrüstung ausleihen oder auch einen Guide buchen. Ziele sind La Roche du Mont bei Ornans oder Les Baumes du Vernerau bei Nans-sous-Sainte-Anne.

Ornans Musee Courbet
Ornans, Courbet-Museum, Garten | Foto: Britta Lehna

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