Zwischen dem Hinterland der Mittelmeerküste einerseits und dem Fuß des Cevennen-Gebirges und der kargen Hochplateaus der Causses andererseits liegen zahlreiche Dörfer und Städtchen mit wunderschönen Ortsbildern. Sie sind eingebettet in eine ebenso schöne, stellenweise wilde Naturlandschaft. Neben Phasen des Wohlstands haben sicher auch Jahrzehnte der Armut und Stagnation dazu geführt, dass diese Ortschaften eben nicht erweitert und im jeweiligen Zeitgeschmack umgestaltet worden sind. Manche von ihnen haben sich jedoch in den letzten Jahrzehnten zu regelrechten Dorf-Stars entwickelt.
Saint-Guilhem-le-Désert
Dieses Dorf mit 250 Einwohnern in einem felsigen Tal, nahe beim Flusslauf des Hérault und 40 km nordwestlich von Montpellier, ist weltbekannt. Der Blick auf den Chor der ehemaligen Abteikirche inmitten des Dorfes ist ein sehr beliebtes Motiv in Publikationen über Südfrankreich. So haben auch wir uns nach St. Guilhem begeben. Wie zu erwarten, ist man dort nicht alleine … Aber St. Guilhem in seiner Wildnis (le Désert) entfaltet sofort seinen Zauber.
Die Klosteranlage in St.-Guilhem-le-Désert
Das Benediktinerkloster wurde im 9. Jahrhundert vom Grafen Wilhelm von Aquitanien (Guilhem) gegründet. Eine Reliquie des Kreuzes Christi und die Lage am Jakobsweg (Via Tolosana ausgehend von Arles) machten St. Guilhem zum beliebten Ziel für Pilger. Aus dem 11. Jahrhundert stammt die Abteikirche. Sie wurde schon auf der ersten französischen Denkmalliste (1840, auf Anregung von Prosper Mérimée) als Monument historique klassifiziert.
Ein Kreuzgang in New York
Den ehemals zweistöckigen Kreuzgang neben der Kirche von St.-Guilhem hat man ab dem 19. Jahrhundert teilweise abgebrochen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gelangten etliche seiner Bauteile auf verschlungenen Wegen nach New York.
Sie können nunmehr, neben anderen Kreuzgangs-Fragmenten aus Südfrankreich, im Museum
„The cloisters“ im nördlichen Manhattan bewundert werden.
Die Platane „Roi platane“ von 1855
Zentrum des Dorfes ist der vor der Kirche gelegene Platz mit seiner riesigen Platane. In deren Schatten kannst du nach dem Rundgang durch das Dorf überlegen, in welchem der zahlreichen Läden du dich noch einmal umsehen willst oder in welchem Restaurant du einkehren möchtest.
Info
Website der Gemeinde St.-Guilhem-le-Désert
https://www.saint-guilhem-le-desert.com/
(u.a. Hinweise zu Läden, Gastronomie, Wanderungen, Parkgebühren, dem Pendelbus zwischen Dorf, Karsthöhle Grotte de Clamouse und der mittelalterlichen Brücke Pont du Diable – dort externer Parkplatz)
Sauve
Im benachbarten Departement Gard, am Fuße der Cevennen (piémont cévenol), liegt Sauve. Das Städtchen mit seinem geschlossenen historischen Ortsbild erstreckt sich am Hang zwischen dem Talgrund des kleinen Flusses Vidourle mit seiner Karstquelle und der Felsenlandschaft Mer des Rochers.
Man schlendert durch gewundene Gassen und über malerische Plätze und gelangt irgendwann am westlichen Stadteingang zum Conservatoire de la fourche (Rue des Boisseliers 26).
Heugabeln aus Sauve
In Sauve werden nämlich seit dem 12. Jahrhundert Heugabeln (fourche) aus dem Holz des Zürgelbaums (micocoulier) gefertigt – und das ist, so heißt es, einmalig in Europa.
Samstags morgens belebt der Wochenmarkt die Innenstadt. Etliche Galerien und Ateliers sind in Sauve zu entdecken, einige Kunstschaffende haben sich hier niedergelassen. Ein inspirierender Ort!
Info
Website der Gemeinde Sauve
https://ville-de-sauve.fr/
Office de Tourisme Piémont cévenol
30610 Sauve, Rue des Boisseliers 26
https://www.piemont-cevenol-tourisme.com/article-decouvrir/sauve-2/
Stadtplan von Sauve (mit Wanderweg durch die Felsenlandschaft Mer des Rochers, Lageplan Wohnmobilplatz etc.)
Beitragsbild ganz oben: Balkone am Dorfplatz von St.-Guilhem-le-Désert