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Arles – historisch, malerisch und innovativ

In der schönen Stadt Arles hat die Geschichte viele Spuren hinterlassen: unter anderem ein antikes Theater aus der Zeit von Kaiser Augustus, eine Stierkampfarena die früher auch Stadtbefestigung war und die romanische Kirche St. Trophime. Ein modernes Highlight ist der Turm LUMA Arles von Frank Gehry. Nicht zu vergessen die Gassen, die kleinen Plätze der Altstadt und dazu das Licht des Südens – alles gemalt von Vincent van Gogh. Arles hat zwar nur rund 51.000 Einwohner, ist jedoch mit 760 km² Fläche die größte Gemeinde Frankreichs.

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In Arles: Wandbrunnen Fontaine A. Pichot
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Rue Voltaire | Fotos: Hermann Lehna

Imposant: Historisches Zentrum

Der Zug spuckt uns im Bahnhof am nördlichen Stadtrand aus. Gleich im Blick haben wir den Fluss Rhône. Am Pont aux Lions haben schon die ersten Kreuzfahrtschiffe festgemacht. Die Rue Voltaire geht es entlang zum riesigen Amphitheater (les arènes): Durchmesser 140 mal 103 m. Es wurde um 90 nach Christus erbaut, mit zwei Geschossen und je 60 Arkaden. Etwa 25.000 Zuschauer finden hier Platz, zum Beispiel wenn Stierkämpfe stattfinden. Im Mittelalter war das Amphitheater als Festung ausgebaut und beherbergte die gesamte Stadt in sich.

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Das römische Amphitheater im Zentrum von Arles | Foto: Hermann Lehna

In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich das antike Theater, das unter Kaiser Augustus um 25 vor Christus errichtet wurde. Erhalten sind noch zwei korinthische Säulen, die Orchestra und die untersten der drei Sitzreihen vom Zuschauerhalbrund.

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Das antike Theater in Arles …
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… mit dem benachbarten Park Jardin d’Eté | Fotos: Hermann Lehna

Beeindruckend ist die ehemalige Benediktiner-Abteikirche, später Kathedrale Saint Trophime (ab 1152) mit ihrem reich verzierten Portal und dem Kreuzgang. Bei ihrem Bau wurden Steine vom antiken Theater verwendet. Der heilige Trophimus christianisierte die Provence und war der erste Bischof von Arles. In Saint Trophime wurde Friedrich Barbarossa am 30. Juli 1178 zum König von Burgund gekrönt.

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Das romanische Portal von St. Trophime mit dem Jüngsten Gericht; rechts: Erzengel Michael wiegt die Seele; darunter: Herkules trägt zwei Übeltäter.
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Daniel in der Löwengrube: steinerne Ornamentik | Fotos: Britta Lehna

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Im Kreuzgang von St. Trophime. Rechts: die Steinigung des Stephanus | Fotos: Britta Lehna
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arles st trophime kreuzgang
Christi Geburt; mit Bad des Kindes (Kapitell Nr. 26) | Foto: Britta Lehna

So viel Geschichte! Wir erholen uns im Jardin d‘Été und verlassen die Altstadt. Denn im Südosten lockt eine neue Attraktion: LUMA Arles im Parc des Ateliers.

Innovativ: LUMA Arles im Parc des Ateliers

Seit dem Jahr 2021 gibt es einen neuen Ausstellungskomplex: LUMA Arles im Parc des Ateliers. Die Schweizerin Maja Hoffmann hat das Projekt auf die Beine gestellt.

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Arles: In der Ferne über der Montée Vauban der Turm des LUMA | Foto: Hermann Lehna

LUMA Arles befindet sich auf einem ehemaligen Gelände der französischen Eisenbahn. Fünf Gebäude und Hallen haben eine neue Nutzung gefunden, für Ausstellungen und Events. Dazu gehört ein vom belgischen Landschaftsarchitekten Bas Smets entworfener Landschaftspark.

Über allem jedoch thront ein neunstöckiger, geschachtelter Turm, entworfen vom amerikanischen Stararchitekten Frank Gehry. Es ist eine auffällige, skulpturale Architektur: Rund 11.000 Aluminiumklötze spiegeln den Himmel über der Stadt und fangen das Licht des Südens ein. Im Innern des Gebäudes sollte man die eleganten Wendeltreppen und Galerien erkunden, die immer wieder neue Perspektiven eröffnen. Auf der Plattform ganz oben schweift der Blick über den Fluss Rhône, das Flussdelta und die weite Ebene der Camargue. Dazu kommen die Impulse, die die Ausstellungen modernster Kunst geben – unbedingt anschauen!

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Parc des Ateliers mit LUMA-Turm | Foto: Hermann Lehna

LUMA Arles im Parc des Ateliers

Avenue Victor Hugo 35, 13200 Arles
(dienstags und mittwochs geschlossen)

Übrigens: In unmittelbarer Nachbarschaft des LUMA befindet sich ein weiteres Beispiel der Architektur des 21. Jahrhunderts: die Hochschule für Fotografie, Ecole Nationale Supérieure de la Photographie, ein beeindruckender Bau des Architekten Marc Barani aus dem Jahr 2020 (Avenue Victor Hugo 30).

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Vincent was here

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Postkarten-Vincent-Mania im Espace van Gogh | Foto: Hermann Lehna

Überall in Arles wird an Vincent van Gogh (geboren 1853 in Zundert, Niederlande – gestorben 1890 in Auvers-sur-Oise, Frankreich) erinnert. Infotafeln mit seinen Bildmotiven weisen darauf hin, wo seine berühmten farbenprächtigen Gemälde entstanden sind. Souvenirläden verkaufen Postkarten und allerlei van-Gogh-Kitsch.

Heute wirbt die Stadt mit diesem Künstler. Doch als er sich 16 Monate lang, in den Jahren 1888 bis 1889, in Arles aufhielt, war er dort gar nicht beliebt. Sogar eine Bürger-Petition gab es, die ihm unsittliches Verhalten vorhielt. Van Goghs Gemälde werden heute zu Höchstpreisen gehandelt und sind in der ganzen Welt vertreten. Kein einziges Bild von van Gogh befindet sich jedoch in Arles!

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Am Rhône-Ufer in Arles: Ein Kreuzfahrtschiff liegt an der Stelle, wo van Gogh einst malte. | Foto: Britta Lehna
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Vincent van Gogh: Nuit étoilée sur le Rhône, 1888; Paris, Musée d’Orsay | Foto: RMN-Petit Palais

Am 20. Februar 1888 traf van Gogh in Arles ein. Er suchte das intensive Licht des Südens, welches die Farben zum Strahlen bringt. In den folgenden Monaten entstanden rund 350 Werke, darunter die Serie der Sonnenblumen, das „Nachtcafé“, das „gelbe Haus“ oder das „Schlafzimmer“. Van Gogh wollte es sich und seinem Bruder Theo, der ihn finanziell unterstütze und seine Werke verkaufen sollte, beweisen: Er malte wie wahnsinnig, leider auch im wahrsten Sinne des Wortes. Vom 23. Oktober bis 26. Dezember 1888 besuchte ihn der Maler Paul Gauguin in Arles. Das Verhalten seines Freundes Vincent befremdete ihn sehr. Besonders, als Vincent van Gogh sich am 23. Dezember selbst verstümmelte, indem er sich ein Ohr abschnitt. Van Gogh wurde am nächsten Tag ins Krankenhaus von Arles gebracht (heute „Espace van Gogh“ genannt). In den folgenden Wochen hatte van Gogh weitere psychische Zusammenbrüche, da war Gauguin schon abgereist.

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Caféterrasse auf der Place du Forum, Arles | Foto: Hermann Lehna
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Vincent van Gogh: Caféterras bij nacht (Place du Forum) 1888; in Otterlo, Kröller-Müller Museum | Foto: Kröller-Müller Museum
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Ehemals Hôtel-Dieu, heute Espace van Gogh in Arles | Foto: Hermann Lehna
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Dieselbe Örtlichkeit, mit Rohrfeder gezeichnet von van Gogh: Tuin van het ziekenhuis,1889; in Amsterdam, Van Gogh Museum | Foto: van Gogh Museum, Amsterdam
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Paul Gauguin malte bei seinem Besuch 1888 Les Alyscamps in Arles | Foto: RMN – Grand Palais (Paris, Musée d’Orsay)

Paul Gauguin hielt die beeindruckende Anlage Les Alyscamps am Stadtrand von Arles in diesem Gemälde fest. Drei Personen laufen an einem Bewässerungskanal entlang; im Hintergrund der mit einer Kuppel bekrönte Glockenturm der Kirchenruine Saint-Honorat. Rechts, nicht sichtbar, befinden sich die zahlreichen Sarkophage der antiken Totenstadt. Der Startpunkt zu einem der Pilgerwege nach Santiago de Compostela liegt auch bei den Alyscamps: Hier beginnt die Via Tolosana, die über Saint-Gilles, St.-Guilhem-le-Désert, Toulouse, Pau, schließlich über die Pyrenäen nach Galicien führt.

Vincent van Gogh konnte zu Lebzeiten keinen künstlerischen Erfolg verbuchen. Heute gilt er als einer der Begründer der modernen Malerei in Europa.

Buchtipps zu Vincent van Gogh:

Alfred Nemeczek: Van Gogh. Das Drama von Arles. Prestel Verlag 1995; sehr fundiert geschrieben und gut zu lesen!

Steen T. Kittl, Christian Saehrendt: Geier am Grabe van Goghs (und andere hässliche Geschichten aus der Welt der schönen Künste). Dumont Verlag 2010; unter anderem über die van-Gogh-Fälschungen, die die Familie des Dr. Gachet in die Kunstwelt gemischt hat. Wirklich hässlich!

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van Gogh-Denkmal im Jardin d’Été neben dem römischen Theater | Foto: Hermann Lehna

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In der Altstadt von Arles: Place de la République mit Brunnen und Obelisk (links) und Rue de la Calade mit Rathausturm (rechts) | Fotos: Britta Lehna

https://www.arlestourisme.com

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Kapitell im Kreuzgang von St. Trophime, Arles

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