Mit einem Hausboot gemütlich den Canal du Midi entlangschippern, Landschaft genießen und Entschleunigung erfahren: Das wirkt heute wie aus der Zeit gefallen. Aber vor rund 350 Jahren war dieses Wasserstraßenprojekt im Süden Frankreichs eine Revolution für Handel und Schifffahrt! Pierre-Paul Riquet hat die Pläne für diese Wasserstraße entworfen, verwirklicht und finanziert. Der Canal du Midi wurde 1680 eröffnet; er sollte das Mittelmeer und den Atlantik verbinden. Doch zunächst führte der Canal du Midi, heute UNESCO-Weltkulturerbe, über 240 Kilometer von Toulouse im Landesinnern Frankreichs (Okzitanien) bis zum Mittelmeer bei Sète. Erst rund 200 Jahre später wurde mit dem Canal de Garonne die westliche Erweiterung der Wasserstraße bis Bordeaux vollendet.
Von den Plänen zur Vollendung
Pierre-Paul Riquet (1609 -1680) war ein königlicher Steuerbeamter aus Béziers, außerdem ein innovativer Ingenieur und Unternehmer. Er wollte einen „Canal entre deux mers“, eine Kanalverbindung für Handelsschiffe zwischen Mittelmeer und Atlantik schaffen. Zunächst sollte die 240 km lange Wasserstraße zwischen Sète und Toulouse entstehen.
Kupferstich mit dem Portrait des Pierre-Paul Riquet von Pierre Lombart und Florent Delamare-Richart, 1672. | Foto: RMN-Grand Palais (Château de Versailles)
Die Herausforderung: die Überwindung des Bergsattels Seuil de Naurouze zwischen den Pyrenäen und dem französischen Zentralmassiv. Die Lösung: Riquet speiste den Kanal mit dem aufgestauten Wasser aus der benachbarten Montagne Noire.
Im Jahr 1662 hatte Pierre-Paul Riquet die Planung mit Trassenführung und 350 technischen Bauwerken (davon mehr als 60 Schleusenanlagen, Kesselschleusen mit ovalem Grundriss) für den Betrieb des Kanals fertiggestellt. Er brauchte Geduld, bis er sie dem königlichen Finanzminister Colbert vorlegen konnte. Eine Expertenkommission prüfte. Dann, im Jahr 1666, erteilte König Ludwig XIV. die Genehmigung zum Bau des Kanals. Riquet durfte loslegen, mit eigener finanzieller Beteiligung und mit dem Privileg auf den Einbehalt der späteren Einnahmen. Im Jahr 1667 begannen Riquets Arbeiter mit dem Bau des Canal du Midi.
1680, sieben Monate vor der Eröffnung in Toulouse, starb Pierre-Paul Riquet. Sein ältester Sohn vollendete das Werk. Die Region Languedoc/Okzitanien erlebte einen wirtschaftlichen Aufschwung mit der neuen Wasserstraße. Konkurrenz bekam sie erst durch die Eisen- und Autobahnen. Heute wird der Canal du Midi vor allem touristisch genutzt, mit Sport- und Hausbooten.
Verlauf und Highlights
Die Strecke, von West nach Ost: Toulouse, Castelnaudary, Carcassonne, Trèbes, Le Somail, Le Malpas, Béziers, Agde, Etang de Thau und Sète.
Eine Besonderheit ist der Kanaltunnel Le Malpas: Er führt auf einer Länge von 163 m unter dem Hügel von Ensérune (bedeutende gallische Siedlung Oppidum d’Ensérune) hindurch. Er ist der weltweit erste Kanaltunnel!
Westlich von Béziers liegt die Schleusentreppe Fonséranes: Hier werden die Schiffe über 9 Schleusen um 13,6 m gesenkt/gehoben (heutzutage, nach technischen Änderungen, läuft der Betrieb über sieben Schleusenbecken).
Und direkt bei der Stadt Béziers mit ihrem Kanalhafen wird der Canal du Midi mit einer Brücke über den Fluss Orb geführt!
Ein weiteres technisches Highlight am Canal du Midi ist die Rundschleuse von Agde: Hier können die Schiffe um 90 Grad gedreht werden, um über einen Nebenkanal in die Stadt Agde und über den Fluss Hérault in das Mittelmeer zu gelangen.
Infos zum Canal du Midi
Noch mehr Informationen zum Canal du Midi:
- https://de.wikipedia.org/wiki/Canal_du_Midi
- https://www.canalmidi.com/
- L’Officiel du Canal du Midi https://www.plan-canal-du-midi.com/
- https://www.grandsitecanaldumidi.fr/
Siehe auch unsere Beiträge auf nachfrankreich.de:
Béziers Tourismus
Place du Forum, 34500 Béziers
https://www.beziers-mediterranee.com/