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Villeneuve-lès-Avignon: Starke Mauern, grüne Gärten und viel Panorama

Eine charmante kleine mittelalterliche Stadt ist Villeneuve-lès-Avignon am Fluß Rhône, direkt gegenüber von Avignon. Keimzelle der Stadt Villeneuve ist die Benediktinerabtei St. André auf dem Mont Andaon, die schon im 10. Jahrhundert existierte. Die Stadt Villeneuve wurde im 13. Jahrhundert am westlichen Rhôneufer vom französischen König Philipp IV. „der Schöne“ als Konkurrenz zu Avignon (östliches Rhôneufer) gegründet. Der „schöne“ König ließ auch den Festungsturm Tour Philippe-le-Bel erbauen, um den westlichen Zugang zur Brücke von Avignon zu kontrollieren. Im 14. Jahrhundert wurde die Benediktinerabtei St. André durch das Fort St. André befestigt. Auch der Karthäuserorden siedelte sich in Villeneuve an. Viele Paläste prägen noch heute das Stadtbild. Sie entstanden in der Zeit, als Avignon eine Papstresidenz war. Wunderschön sind die Gärten der Festung und der Ausblick auf den Mont Ventoux sowie auf die Silhouette von Avignon.

Das kleine Stadtzentrum hat viele gemütliche Cafés und Restaurants. Alles in allem bietet Villeneuve eine hohe Denkmaldichte, mit entspanntem südfranzösischem Savoir-vivre!

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Vom Rocher des Doms in Avignon blickt man über die Rhône nach Villeneuve-lès-Avignon; links der Turm Philippe-le-Bel, in der Senke die Stadt mit dem Glockenturm von Notre-Dame, und rechts das Fort St. André. | Foto: Hermann Lehna

Der Garten der Abtei St. André

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Von außen wirkt das Fort St. André über Villeneuve-lès-Avignon kahl und abweisend.
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Das wuchtige Eingangsportal
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Im Innern des Mauerrings der unerwartete Garten der Abbaye St. André. | Fotos: Britta Lehna

Innerhalb des Mauerrings des Fort St. André liegt das ehemalige Kloster Abbaye St. André. Vor dem Abtsgebäude aus dem 17./18. Jahrhundert ist der „italienische Garten“ angelegt: terrassiert, mit Wasserbecken und Seerosen, mit schattigen Wandelalleen und Bänken. Über das Hanggelände erstreckt sich der mediterrane Garten mit einem ausgedehnten Olivenhain, mit üppigen Opuntien, Palmen und Oleanderbäumen. Hier finden sich auch weitere Überreste von Klostergebäuden. Die Aussicht von den Gartenterrassen über die Befestigungsmauern hinweg ist grandios. In der Ferne erscheint die Silhouette des Mont Ventoux, Petrarcas Gipfelziel und 1909 Meter hoher „Schicksalsberg“ der Tour de France. Und am anderen Ufer der Rhône erblickt man Avignon oberhalb seines „Pont d’Avignon“.

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Im „italienischen Garten“ vor dem Abtsgebäude der Abbaye St. André
Blick aus dem Garten der Abbaye St. André über die Festungsmauer hinweg in Richtung Avignon
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In der Ferne der Bergrücken des Mont Ventoux | Fotos: Hermann Lehna

Kultur in der Kartause

Unterhalb von Abbaye und Fort St. André liegt das ehemalige Kartäuserkloster. Die Kartause (Chartreuse) ist eine der größten Frankreichs. In der Chartreuse, mit Gebäuden aus der Zeit vom Mittelalter bis zum Barock, verweilen heute „Artists in residence“. Hier finden häufig kulturelle Veranstaltungen statt: zum Beispiel die „Rencontres d’été“ im Juli, gleichzeitig mit dem Festival in Avignon. Eine Besichtigung der großen Anlage lohnt sich.

https://chartreuse.org/site/de

Collégiale Notre-Dame und die Pietà

Notre-Dame ist eine ehemalige Stiftskirche, Collégiale, ab 1330 im gotischen Stil erbaut. Teile des Kreuzgangs sind noch erhalten.

In dieser Kirche im Stadtzentrum entdeckt im Jahr 1834 Prosper Mérimée das großformatige Gemälde „Pietà de Villeneuve-lès-Avignon“. Mérimée ist heutzutage eher als Autor der Novelle „Carmen“, der Vorlage für die gleichnamige Oper, bekannt. Damals war er als Inspecteur général des Monuments historiques tätig, also als Denkmalpfleger.

Das bedeutende Gemälde „Pietà de Villeneuve-lès-Avignon“ hängt seit 1905 im Louvre in Paris, und zwar im Saal 833. Dort befindet sich ein weiteres Bild mit Bezug auf Avignon: Auf dem kleinformatigen Diptyque des Matheron sind Le bon Roi René und seine Frau Jeanne de Laval abgebildet.

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Die Pietà de Villeneuve-lès-Avignon, zugeschrieben dem Enguerrand Quarton, 15. Jahrhundert. Paris, Louvre.
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Ausschnitt aus der „Pietà“ mit vermutlicher Abbildung des Mont Ventoux | Fotos: RMN Grand-Palais

Der Maler Enguerrand Quarton

Die „Pietà de Villeneuve-lès-Avignon“ (Mitte 15. Jahrhundert), die trauernde und Verehrung erweisende Menschen rings um den toten Christus zeigt, wird dem Maler Enguerrand Quarton zugeschrieben. Die monumentalen Figuren mit ausdrucksvollen Gesichtern sind vor einer Landschaft mit orientalischer Stadt und noch mittelalterlichem Goldgrund angeordnet. Einige Betrachter vermuten in dem Bergmassivs am rechten Bildrand, neben dem Mantel der Maria Magdalena, eine Abbildung des Mont Ventoux.

Enguerrand Quarton ist auch Schöpfer des Gemäldes „Couronnement de la vierge“, das in Villeneuve als Prunkstück der Sammlung des Musée Pierre-de-Luxembourg aufbewahrt wird.

In Notre-Dame in Villeneuve ist heute eine Kopie der „Pietà de Villeneuve-lès-Avignon“ an der Stelle des Originals zu bewundern.

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Fernblick von Villeneuve auf Avignon mit Notre-Dame-des-Doms, dem Papstpalast, dem Rathausturm und St. Agricol | Foto: Britta Lehna

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