Uwe Wittstock: Marseille 1940. Die große Flucht der Literatur.

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Buchcover C. H. Beck: Wittstock, Marseille 1940

Ein aufwühlender Geschichtskrimi, der auf tragischen Fakten beruht. Im Mai 1940: Die Droge Pervitin putscht deutsche Soldaten auf, ihre Panzerverbände rücken an die Kanalküste vor. In Frankreich lebende Deutsche müssen sich in Internierungslager begeben. Die Gestapo fahndet nach Heinrich Mann und Franz Werfel, nach Hannah Arendt, Lion Feuchtwanger und unzähligen anderen, die seit 1933 in Frankreich Asyl gefunden haben. Im Sommer 1940 kommt der US-Amerikaner Varian Fry nach Marseille, um möglichst viele von ihnen zu retten. Uwe Wittstock erzählt die Geschichte ihrer Flucht unter tödlichen Gefahren.

Dabei wird Varian Fry (1907 – 1967) für das gewürdigt, was er und seine Helferinnen und Helfer der amerikanischen Organisation „Emergency Rescue Committee“ 13 Monate lang geleistet haben: schätzungsweise 2000 Menschen vor dem Zugriff der Nazis zu retten und ihnen die Flucht zu ermöglichen.

Nach Marseille strömen im Sommer 1940 die Menschen, weil hier der letzte große französische Hafen mit internationalen Verbindungen ist. Angst haben und sich verstecken (denn „auf Verlangen“ sollen Deutsche an die Gestapo ausgeliefert werden), die richtigen Papiere zusammenbekommen, Hunger erleiden – das ist der Alltag in Marseille.

Schnell wird klar, der Fluchtweg übers Wasser wird abgeschnitten. Varian Fry und sein Team suchen nach neuen Möglichkeiten: In der Regel ist dies der Gang über die Pyrenäen, die Reise durch Spanien und Portugal zum rettenden Hafen von Lissabon.

Uwe Wittstock hat für „Marseille 1940“ aufmerksam recherchiert. Er berichtet von den Fluchtbewegungen der Schriftsteller und Künstler, von aussichtslosen Situationen und überraschenden Hilfen. Er schildert den großen Exodus der Literatur im Jahr 1940. Das Buch liest sich wie ein Krimi: Die einzelnen Schicksale bleiben lange offen. Erst im letzten Kapitel wird aufgedeckt, ob und wie die Flucht gelang und was aus den Protagonisten nach dem Krieg geworden ist.

Fazit:

Eine spannende und ergreifende Geschichtslektion! Unbedingt lesen und hoffen, dass es auch weiterhin Mutige gibt, die sich für Menschen auf der Flucht engagieren.

Uwe Wittstock: Marseille 1940. Die große Flucht der Literatur.

C.H.Beck 2024, Hardcover, 351 Seiten, 26,00 €
ISBN: 978-3-406-81490-7

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