Eine liebenswürdige Postkarte aus dem Jahr 1900: „Souvenir de Besançon“ zeigt sechs Sehenswürdigkeiten. Dazu zählen Porte Noire, Kathedrale, Square Castan und das Kurgebiet. Aus damaliger Sicht sind es wohl die touristischen Hauptattraktionen der Stadt gewesen. In der Stadtbibliothek Bibliothèque municipale de Besançon ist das historische Souvenir archiviert. Wir stellen den sechs Sehenswürdigkeiten der Postkarte die Ansichten von heute gegenüber.
6 Sehenswürdigkeiten der Postkarte „Souvenir de Besançon“

Das schwarze Tor Porte Noire ist ein römischer Triumphbogen, der im Jahre 175 n.Chr. zu Ehren des Kaisers Marc Aurel errichtet wurde. Das Tor bildet bis heute den Abschluss der Kernstadt knapp unterhalb der Kathedrale und der Zitadelle. Seit der Restaurierung im Jahre 2011 erscheinen das Mauerwerk und die steinerne Bauplastik der Porte Noire nicht mehr schwarz, sondern strahlend weiß. Der Architekt Pierre Marnotte (1797-1882) hat im 19. Jahrhundert die Porte Noire restauriert und somit ihren Bestand gerettet.

Oberhalb von der Porte Noire befindet sich die Kathedrale Saint Jean: Der Blick auf beide Monumente ist eine der ganz typischen Ansichten von Besançon. Mit dem römischen Tor und dem barocken Portal der Kathedrale sieht man sozusagen zwei Triumphbögen hintereinander, überragt vom Glockenturm mit der geschwungenen Turmhaube auf Art des Kaiserreichs „à l’impériale“.
- Besançon: Kathedrale St. Jean und Porte Noire | Foto: Britta Lehna
- Besançon: Kathedrale St. Jean; Inneres nach Westen | Foto: Britta Lehna
Die Kathedrale vereinigt Bauphasen aus dem 12. (Romanik), 13. (Gotik) und 18. Jahrhundert.
Der Grundriss ist doppelchörig angelegt und erinnert somit an die Dome von Verdun oder Trier. Der Ostchor hinter der Porte Noire mitsamt dem heutigen Turm wurde im 18. Jh. nach dem Einsturz des alten Glockenturms im Jahre 1729 neu errichtet und diente der Verehrung des Grabtuchs Jesu: Saint Suaire. Ein solches bewahrte die Kathedrale bis zum Revolutionsjahr 1794 auf, und die Ausstellung dieser kostbaren Reliquie wurde in Besançon jeweils als große Festlichkeit begangen.
Im Turm der Kathedrale befindet sich die Astronomische Uhr. Sie ist derzeit leider nicht zu besichtigen.
Der Square Castan befindet sich ein wenig unterhalb von der Porte Noire in Richtung Stadt. Diese kleine, im Sommer angenehm kühle Parkanlage wurde an der Stelle der ersten archäologischen Grabungen von Auguste Castan 1870 angelegt. Zwischen den Bäumen und den wieder aufgerichteten römischen Säulen steht eine originelle turmartige Kleinarchitektur mit antiken Fragmenten.

Der Palais Granvelle in der Grande Rue ist ein touristisches Highlight in Besançon. Erbaut wurde das Stadpalais in den Jahren 1534 bis 1547 als repräsentativer Wohnsitz für Nicolas Perrenot de Granvelle und seine Familie. Seit 2002 beherbergt es das Musée du Temps.

Granvelle (1486 Ornans – 1550 Augsburg) war ein europaweit agierender hoher Diplomat in den Diensten von Kaiser Karl V. Sein Renaissancepalast macht durch Ausmaße, Pracht und Modernität den gesellschaftlichen Anspruch seines Bauherrn deutlich. So orientiert er sich in der Ausgestaltung des Innenhofs auch an der italienischen Renaissancearchitektur wie dem Herzogspalast in Urbino. Diesen kannte Granvelle durch seine Reisen.
- Besançon: Palais Granvelle | Foto: Britta Lehna
. - Urbino: Palazzo ducale Innenhof. Architekt: L. Laurana, um 1468 | Foto: shavejonathan via Wikimedia Commons (CC-BY-SA 2.0)
Nicolas Perrenot de Granvelle und sein Sohn Antoine „der Kardinal“ sammelten Kunstwerke in großem Stil. Teile dieser Sammlung sind heute noch in den verschiedenen Museen Besançons vorhanden.
In den 1890er Jahren legt die Compagnie des Bains ein Kurgebiet mit dem Namen Besançon-les-Bains an: Es erstreckt sich in La Mouillère, in Ufernähe des Doubs und außerhalb der Boucle. Das Kurgebiet besteht aus Therme, Hotel, Casino, Festsaal und großzügigen Parkanlagen. Zuvor hatte man in der Nähe von Besançon Solequellen entdeckt, deren Heilwirkung hier genutzt werden sollte. Zusätzlich wird ab 1892 im Stadtzentrum neben dem Ledoux-Theater der „Kursaal“ errichtet. Viele Elemente des Kurgebietes existieren bis heute.
- Besançon: Casino
- Besançon: Hôtel des Bains
- Besançon: Theater Centre dramatique national | Fotos: Britta Lehna
Im ehemaligen Festsaal mit der markanten Thermenfenster-Fassade neben dem Casino residiert seit einigen Jahren ein Theater: das Centre Dramatique National Besançon Franche-Comté.
Auf weitere Zerstreuungen der Kurgäste verweist am Ende der Rue de la Mouillère die Zahnradbahn „Funiculaire“. Sie fuhr die Gäste bequem zum heilsamen Spaziergang in die höhergelegenen Wälder von Bregille hinauf. Nach anfänglichem Erfolg kamen die Kuraktivitäten nach dem Ende des 1. Weltkriegs zum Erliegen.
Vom Funiculaire sind nur noch Reste vorhanden, die Thermengebäude wurden abgerissen.

Das letzte Postkarten-Motiv ist die in den Felsen geschlagene Porte taillée. Sie ist eine befestigte tunnelartige Durchfahrt für die Ausfallstraße von Besançon in Richtung Hochplateau. Vauban hat im späten 17. Jahrhundert die Porte taillée in die gigantische Stadtbefestigung integriert.

Bemerkenswert ist, dass die Zitadelle selbst, ein Hauptwerk Vaubans, nicht als Sehenswürdigkeit auf der Postkarte „Souvenir de Besançon“ erscheint.
Die Sehenswürdigkeiten A – F der Postkarte „Souvenir de Besançon“ sind auf dem Stadtplan eingezeichnet.