Garat, Anne-Marie: Erinnerung und Lüge. Roman

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Buchcover Goya: Garat, Erinnerung und Lüge

Eine junge Wissenschaftlerin kommt um 1980 nach Le Mauduit, einem kleinen Dorf in der Franche-Comté im Osten Frankreichs. Sie will ein Projekt für ihre Studenten vorbereiten über die Veränderungen im ländlichen Raum in den 1933er Jahren. Es gibt kein Hotel mehr im Ort, und so findet sie bei der alten Lottie in einem abgelegenen Landhaus Unterkunft: Und im Gegenzug leistet sie Gesellschaft am Kamin, wenn Lottie abends von den Bewohnern des Hauses, vom Dorf und der Landschaft berichtet. Unzählige Erinnerungen und Lügen in vielen Episoden, unermüdlich erzählt. Dabei springen die junge Forscherin wie ihre Erzählerin Lottie zwischen vielen Zeitebenen hin und her – doch schließlich ergeben die Erzählfäden ein großes Ganzes.

Wir erfahren, wie Lottie im Jahr 1905 aus sehr ärmlichen Verhältnissen in das Landhaus der Familie Ardenne kommt und das Kindermädchen von Anaïs wird; von Familienoberhaupt Ferdinand und der Nervenheilanstalt für Reiche; vom Dorf Le Mauduit heute mit der Langeweile seiner Bewohner sowie von früher, zum Beispiel zur Zeit der deutschen Besatzung. Wir lernen nach und nach die skurrile Familie von Madame Vitalie Ardenne kennen und die Schachzüge um das Familienerbe. Die junge Wissenschaftlerin hört zu und wird animiert, sich mit ihrer eigenen Familiengeschichte auseinanderzusetzen.

Anne-Marie Garat weiß sehr atmosphärisch zu erzählen. Besonders gefallen haben mir ihre Landschaftsbeschreibungen der Franche-Comté und des Jura-Gebirges: Ich habe die Wälder rauschen hören, habe die sprudelnden Bäche zwischen dem Kalkgestein gesehen und hatte so manches abgelegene Landhaus vor Augen. Wunderbar!

Fazit:

Ein Roman, der mich auf eine spannende Reise mitgenommen hat: Von der Franche-Comté und anderen Regionen Frankreichs bis in die weite Wildnis von Kanada – und über mehrere Generationen von Familien hinweg.

Garat, Anne-Marie: Erinnerung und Lüge. Roman. Aus dem Französischen von Barbara Heber-Schärer und Claudia Steinitz

Goya 2023, Hardcover mit Schutzumschlag, 546 Seiten, 26,00 Euro
ISBN: 978-3-8337-4426-6

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