
Wer „Zu nah am Abgrund“ steht, kann leicht abstürzen. Oder man bleibt wendig und flexibel, wie Éliette im Roman von Pascal Garnier. Dann können noch einige Überraschungen im Leben kommen.
Éliette ist Rentnerin und Witwe. Sie ist dauerhaft weg von Paris in ihr Ferienhaus in die Ardèche gezogen. Ihre Kinder leben weit entfernt von ihr, aber ihre Nachbarn Rose und Paul sind für sie da. Und mobil bleibt Éliette auch, sie fährt einen Aixam, einen Kleinstwagen. In wenigen Tagen ist Pfingsten, dann wollen ihre Kinder zu Besuch kommen. Der Frühling kündigt sich an in der Ardèche, und bei der Fahrt zum Supermarkt bemerkt Éliette: Ihr fehlt ein Mann, ihr fehlt Sex.
Auf dem Rückweg hat sie eine Panne, mitten im Gewitter. Erstaunlicherweise taucht ein attraktiver Mittvierziger auf und kommt ihr zu Hilfe. Sie bietet ihm in ihrem Anwesen Unterschlupf an, und sogleich gerät ihre geruhsame Welt aus den Fugen.
Es passiert Schlag auf Schlag: Der Sohn der Nachbarn kommt bei einem Autounfall ums Leben, eine durchgedrehte junge Frau nistet sich bei ihr ein und auf einmal tauchen zwei Kilo Kokain auf. Der attraktive Mann und die junge Frau sind sich nicht fremd. Lässt die freundliche, liebesbedürftige Éliette sich von denen hinters Licht führen?
Pascal Garnier erzählt minimalistisch in „Zu nah am Abgrund“ eine böse Geschichte.
Fazit:
Gewitter, heiße Gemüter sowie die Abgründe der Provinz und der Bourgeoisie: In diesem Roman geht es spannend zu, mit schnellen Wendungen!
Pascal Garnier: Zu nah am Abgrund. Roman. Aus dem Französischen von Felix Mayer.
Septime 2024, gebunden, 144 Seiten, 20,00 €
ISBN: 978-3-99120-048-2