In den Wäldern der Nordvogesen, im sogenannten Müntzthal, liegt Saint-Louis-lès-Bitche. Hier ist die gleichnamige Kristallmanufaktur angesiedelt. Glas wird an diesem Ort seit dem 16. Jahrhundert hergestellt. Im Jahr 1767 erteilte König Ludwig XV. zwei Unternehmern die Erlaubnis, eine neue Produktionsstätte zu errichten. Sie durfte den Titel „Königliche Glaserei Saint Louis“ führen.

Heute gehört die Kristallmanufaktur zum Hermès-Konzern und steht für Glasprodukte aus dem Luxussegment. Man kann diese vor Ort im Museum bewundern oder eine aktuelle Auswahl im benachbarten Shop erwerben.

Museum Saint-Louis-lès-Bitche – La Grande Place

In den Produktionshallen von Saint Louis ist seit dem Jahr 2007 ein Museum integriert: La Grande Place. Zunächst eröffnet sich der Blick auf den Innenraum einer hohen Halle. Beeindruckend schimmern die riesigen repräsentativen Kronleuchter aus Kristall, für die Saint Louis bekannt ist. Wer den Blick auch ins offene Untergeschoss richtet, sieht noch Reste von alten Brennöfen.

Der Rundgang führt über mehrere Stockwerke an den Vitrinen vorbei, die 300 Jahre Glas- und Kristallkunst von St-Louis erzählen: über 2000 Exponate – Gläser, Schalen, Vasen und Briefbeschwerer zum Beispiel. Die Besonderheit von Schliffen und Techniken wie Opalkristall, Moiré-Marmorierungen, Overlay oder Fadenglas werden hier anschaulich erklärt.



An einer Stelle kann man sogar einen Blick in die laufende Produktion werfen!
Zum Abschluss des Rundgangs entfaltet ein gigantischer Kristall-Leuchter seine Pracht: im Jahr 1895 in Saint-Louis hergestellt, 36 Flammen, 2000 Einzelstücke, vier Meter hoch und eine Tonne schwer. Die Manufaktur produzierte zwei gleiche Exemplare, eines war für den König von Nepal bestimmt. Ein tolles Miteinander, die erhabene Kristallkunst und der Shabby-Chic der Industrie-Architektur; eine Hommage an die hochspezialisierten Handwerkerinnen und Handwerker von Saint-Louis-lès-Bitche.

Heute gibt es neue künstlerische Impulse: Seit einigen Jahren lädt die Unternehmensstiftung Hermès Künstler nach Saint-Louis-lès-Bitche ein – neue, experimentelle Werke entstehen. In „La Grande Place“ sind dazu Sonder-Ausstellungen zu sehen.
Ort Saint-Louis-lès-Bitche

Der ganze Ort Saint-Louis-lès-Bitche ist von der Manufaktur bestimmt. Gut erhalten ist ein Wohn- und Verwaltungsgebäude aus dem späten 18. Jahrhundert. Lange Jahre, von 1788 bis in das 20. Jahrhundert hinein, war die Manufaktur Eigentum von Baron Coëtlosquet und seiner Familie.

Jedes Jahr zur Fronleichnamsprozession wird der von Fabrikdirektor Coëtlosquet im Jahr 1910 gestiftete, vollständig aus Kristallglas von Saint Louis hergestellte Altar aufgebaut. Auch die 1897 errichtete und ebenfalls mit reichlich Glas ausgestattete Pfarrkirche wurde wesentlich durch die einstige Manufakturbesitzerfamilie finanziert.
Infos
Museum La Grande Place Saint-Louis
Saint-Louis-lès-Bitche
Dienstag bis Sonntag 10 – 18 Uhr
https://www.saint-louis.com/fr/edito_informations_musee
Weitere Infos zu den Nordvogesen und zur dortigen Glaskunst:
- https://www.parc-vosges-nord.fr/
- https://www.parc-vosges-nord.fr/decouvrir-et-visiter/site-verrier-de-meisenthal
Tipp Wingen-sur-Moder:
Siehe unseren Beitrag über Glaskunst im Musée Lalique, unweit von St.-Louis gelegen in Wingen-sur-Moder.

Tipp Wandern:
Eine Rundwanderung (13,5 km) mit Einkehrmöglichkeiten: Von Saint-Louis-lès-Bitche nach Goetzenbruck, weiter zum Stein der 12 Apostel; vom Holzschuhmuseum in Soucht nach Meisenthal (Glashütte) und zurück zum Ausgangspunkt.
https://www.vis-a-vis-pamina.eu/aktiv/wandern/tourentipps/glaskristall