st louis cristallerie

Kristallmanufaktur Saint-Louis-lès-Bitche in den Vogesen

In den Wäldern der Nordvogesen, im sogenannten Müntzthal, liegt Saint-Louis-lès-Bitche. Hier ist die gleichnamige Kristallmanufaktur angesiedelt. Glas wird an diesem Ort seit dem 16. Jahrhundert hergestellt. Im Jahr 1767 erteilte König Ludwig XV. zwei Unternehmern die Erlaubnis, eine neue Produktionsstätte zu errichten. Sie durfte den Titel „Königliche Glaserei Saint Louis“ führen.

st louis les bitche
Saint-Louis-lès-Bitche in den nördlichen Vogesen | Foto: Britta Lehna

Heute gehört die Kristallmanufaktur zum Hermès-Konzern und steht für Glasprodukte aus dem Luxussegment. Man kann diese vor Ort im Museum bewundern oder eine aktuelle Auswahl im benachbarten Shop erwerben.

st louis cristallerie
Vor der Produktionhalle der Kristallmanufaktur mit den Zugängen zu Museum und Shop | Foto: Britta Lehna

Museum Saint-Louis-lès-Bitche – La Grande Place

st louis cristallerie
Die Kristalllüster strahlen im Museum La grande Place | Foto: Hermann Lehna

In den Produktionshallen von Saint Louis ist seit dem Jahr 2007 ein Museum integriert: La Grande Place. Zunächst eröffnet sich der Blick auf den Innenraum einer hohen Halle. Beeindruckend schimmern die riesigen repräsentativen Kronleuchter aus Kristall, für die Saint Louis bekannt ist. Wer den Blick auch ins offene Untergeschoss richtet, sieht noch Reste von alten Brennöfen.

st. louis cristallerie
Feinster figurativer und ornamentaler Schliff | Foto: Hermann Lehna

Der Rundgang führt über mehrere Stockwerke an den Vitrinen vorbei, die 300 Jahre Glas- und Kristallkunst von St-Louis erzählen: über 2000 Exponate – Gläser, Schalen, Vasen und Briefbeschwerer zum Beispiel. Die Besonderheit von Schliffen und Techniken wie Opalkristall, Moiré-Marmorierungen, Overlay oder Fadenglas werden hier anschaulich erklärt.

st louis cristallerie
st. louis cristallerie
st. louis cristallerie
Formen-, Farben- und Dekorvielfalt in den Vitrinen des Museums | Fotos: Britta Lehna

An einer Stelle kann man sogar einen Blick in die laufende Produktion werfen!

Zum Abschluss des Rundgangs entfaltet ein gigantischer Kristall-Leuchter seine Pracht: im Jahr 1895 in Saint-Louis hergestellt, 36 Flammen, 2000 Einzelstücke, vier Meter hoch und eine Tonne schwer. Die Manufaktur produzierte zwei gleiche Exemplare, eines war für den König von Nepal bestimmt. Ein tolles Miteinander, die erhabene Kristallkunst und der Shabby-Chic der Industrie-Architektur; eine Hommage an die hochspezialisierten Handwerkerinnen und Handwerker von Saint-Louis-lès-Bitche.

st. louis cristallerie
Der riesige Kristall-Leuchter von 1895, eines von zwei angefertigten Exemplaren. | Foto: Britta Lehna

Heute gibt es neue künstlerische Impulse: Seit einigen Jahren lädt die Unternehmensstiftung Hermès Künstler nach Saint-Louis-lès-Bitche ein – neue, experimentelle Werke entstehen. In „La Grande Place“ sind dazu Sonder-Ausstellungen zu sehen.

Ort Saint-Louis-lès-Bitche

st. louis cristallerie
Die Maison de la Direction der Manufaktur | Foto: Britta Lehna

Der ganze Ort Saint-Louis-lès-Bitche ist von der Manufaktur bestimmt. Gut erhalten ist ein Wohn- und Verwaltungsgebäude aus dem späten 18. Jahrhundert. Lange Jahre, von 1788 bis in das 20. Jahrhundert hinein, war die Manufaktur Eigentum von Baron Coëtlosquet und seiner Familie.

st. louis kirche
Die neuromanische Pfarrkirche von Saint-Louis-lès-Bitche | Foto: Hermann Lehna

Jedes Jahr zur Fronleichnamsprozession wird der von Fabrikdirektor Coëtlosquet im Jahr 1910 gestiftete, vollständig aus Kristallglas von Saint Louis hergestellte Altar aufgebaut. Auch die 1897 errichtete und ebenfalls mit reichlich Glas ausgestattete Pfarrkirche wurde wesentlich durch die einstige Manufakturbesitzerfamilie finanziert.

Infos

Weitere Infos zu den Nordvogesen und zur dortigen Glaskunst:

Tipp Wingen-sur-Moder:
Siehe unseren Beitrag über Glaskunst im Musée Lalique, unweit von St.-Louis gelegen in Wingen-sur-Moder.

st. louis cristallerie

Tipp Wandern:

Eine Rundwanderung (13,5 km) mit Einkehrmöglichkeiten: Von Saint-Louis-lès-Bitche nach Goetzenbruck, weiter zum Stein der 12 Apostel; vom Holzschuhmuseum in Soucht nach Meisenthal (Glashütte) und zurück zum Ausgangspunkt.

https://www.vis-a-vis-pamina.eu/aktiv/wandern/tourentipps/glaskristall

nach oben △

Nach oben scrollen