
In mehreren Büchern hat Édouard Louis bereits von seiner prekären familiären Herkunft erzählt. In „Monique bricht aus“ kehrt er zur Geschichte seiner Mutter Monique zurück.
Monique hat sich schon einmal befreit, von Édouards Vater. Nach zwanzig Jahren Ehe, die von Alkohol, Gewalt, Scham und Schweigen bestimmt war. Sie zog nach Paris, zu einem neuen Partner. Doch dann wiederholt sich das Muster. Édouard erhält eines Nachts einen Anruf von ihr, einen Hilferuf. Im Hintergrund wird sie rüde von ihrem betrunkenen Partner beschimpft.
Édouard hält sich gerade in Athen auf, gefördert durch ein Schriftsteller-Stipendium. Sofort nach Paris zurückkehren kann er nicht, doch er hilft Monique Schritt für Schritt aus der Ferne bei ihrer Flucht und der Vorbereitung eines neuen Lebens. Dabei zeichnet er ein liebevolles Porträt seiner Mutter, die um Freiheit und Selbstbestimmung kämpft, und gleichzeitig kritisiert er gesellschaftliche Ungerechtigkeit.
Ein Beispiel: „Angst und Geld. Beides hatte für mich im Leben meiner Mutter immer zusammengehört.“ Angst, der Gerichtsvollzieher könnte die Möbel beschlagnahmen. Angst, weil nicht genug im Kühlschrank war. Édouard gesteht seine Scham, weil er als Jugendlicher nicht verstanden hatte, dass er sich nicht satt essen durfte. In seiner Familie war nichts, wirklich gar nichts. Das verstehen Angehörige der privilegierten Klassen nicht, denn sie haben trotzdem immer noch etwas – wie Bildung, Kleingeld, Beziehungen. Sie können eine Willensstärke entwickeln, die auf Vorrechten beruht, erklärt der Autor.
Als Édouard Louis erfolgreich über seine Familie geschrieben hatte, fühlten sich seine Mutter und die Geschwister zunächst verraten. Mit dem so verdienten Geld jedoch kann er nun seiner Mutter zu einem zufriedenen, gewaltfreien Leben verhelfen.
Fazit:
Édouard Louis erzählt von Monique in kurzen, schlichten Fragmenten. Diese Geschichte ist tröstlich, weil sie gut ausgeht; sie ist bewegend, weil sie die Zusammenhänge von Gewalt, Sprachlosigkeit und Armut aufzeigt.
Édouard Louis: Monique bricht aus. Roman. Aus dem Französischen von Sonja Fink.
Verlag S. Fischer 2025, gebunden, 160 Seiten, 22,00 €
ISBN: 978-3-10-397558-1