Jérôme Leroy: Die letzte Französin. Kriminalroman.

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Buchcover Edition Nautilus: Leroy, Die letzte Französin

In einer nordfranzösischen Hafenstadt regiert der rechtsradikale Patriotische Block. Die Stimmung ist finster, ein islamistischer Terrorakt wird erwartet. Welche Rolle spielt dabei „die letzte Französin“? Jérôme Leroy breitet auf wenigen Seiten ein Panorama des Schreckens aus.

Schon im ersten Satz fliegt eine Kugel: Capitaine Mokrane Méguelati von der Terrorabwehr wird als vermeintlicher islamistischer Terrorist von einem Streifenpolizisten getötet. Er hat als Einziger Informationen zum Attentat gehabt, mit seinem Kontakt zu einem Spitzel in der Sozialbau-Siedlung „800“.

Dann kommt es zu einer weiteren Schießerei, diesmal mit den Terroristen. Die Stimmung in der Stadt ist sehr explosiv. Auch am Berufsgymnasium „Charles Tillon“ ist die Atmosphäre angespannt, obwohl sich ein engagierter Lehrer und eine Jugendbuchautorin (neuester Roman: „Sonne für alle!“) um Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern bemühen. Sie wollen für Toleranz und ein friedliches Miteinander werben.

Das ist ein anstrengendes Unterfangen, denn die Jugendlichen tragen lieber die sozialen und ideologischen Konflikte der Gesellschaft untereinander aus, statt Romane zu lesen. Schließlich unterbricht sie mitten im Unterricht eine Terrorwarnung, die Klasse muss sich in ihrem Raum verbarrikadieren. Ein Showdown beginnt.

Der Autor Jérôme Leroy schafft es, in wenigen bösen Sätzen die soziale Situation am Ort des Geschehens einzufangen: Das Leben in den Banlieues, in den überwiegend von Migranten bewohnten Vororten; das Gefühl und die Wut darüber, sich als Mensch zweiter Klasse zu fühlen; die Perspektivenlosigkeit der jungen Menschen und ihre Radikalisierung; das Verhalten der Rechtsradikalen, inklusive eines Seniors mit Schusswaffe und Berufserfahrung in der Fremdenlegion. Leroy beschreibt das alles schonungslos und ohne zu bewerten.

Fazit:

Ein kurzer, konzentrierter Krimi, ein Roman Noir, der viele soziale und politische Probleme im heutigen Frankreich beleuchtet. Sehr spannend!

Jérôme Leroy: Die letzte Französin. Kriminalroman. Aus dem Französischen von Cornelia Wend.

Edition Nautilus 2025, Klappenbroschur, 104 Seiten, 16,00 €
ISBN: 978-3-96054-387-9

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