
„Die Concierge ist auf See“ – jedoch reist sie nicht auf einem Kreuzfahrtschiff, sondern auf einem Frachter. Sie haust jahrelang in einem Container und muss befürchten, niemals wieder zurück nach Paris zu kommen. Ergibt sie sich ihrem Schicksal? Mais non!
Die ehemalige Pariser Concierge Ninon Moineau hat ihre bescheidene Rente gegen Kost und Logis auf einem Containerschiff eingetauscht und einen Leibrentenvertrag unterschrieben. Als sie nach Jahren auf den Weltmeeren versucht, an Land zurückzukehren, findet sie heraus, dass sie einem Finanzhai namens Richard LeRoy zum Opfer gefallen ist. Sie versucht ihn zu erreichen, doch der stellt sich tot.
Vom Frachter aus begehrt sie gegen den Betrug auf. Dabei erhält sie überraschend Hilfe aus ihrer Heimatstadt Paris. Dazu gehören eine demente „Beraterin“ mit gelegentlichen Geistesblitzen und ein kommunikativer Gärtner.
Magali Desclozeaux hat mit ihrem Briefroman eine skurrile Geschichte geschrieben, die schnell einen spannenden Sog entfaltet. Für ihre Recherchen hat sich die Autorin selbst auf eine Frachtschiffreise begeben. Doch es geht nicht nur um das Schippern auf den Weltmeeren – im Roman sind es jeweils 77 Tage von Fos-sur-Mer, einem Industriehafen in Südfrankreich, bis nach Schanghai und zurück. Es geht auch um Nicht-Orte, um Altersarmut und um globale Handels- und Finanzsysteme, denen ein Mensch ausgeliefert sein kann.
Ninon wird nicht als Mensch behandelt und gesehen, in einer Mail der Reederei wird sie sogar als „Humanaktivum“ bezeichnet. Dennoch – Ninon findet freundlich, listig und beharrlich ihren Weg zurück nach Paris.
Fazit:
Magali Desclozeaux erzählt mit „Die Concierge ist auf See“ eine herrlich skurrile, böse und doch sehr humorvolle Fabel über das moderne Handels- und Finanzwesen.
Magali Desclozeaux: Die Concierge ist auf See. Roman. Aus dem Französischen von Merle Struve.
Maro Verlag 2024, Klappbroschur, 168 Seiten, 22,00 €
ISBN: 978-3-87512-674-7