
„Ein Raum zum Schreiben“ ist das, was die Autorin Kristin Valla braucht. Ein Haus in Südfrankreich soll es sein: Der Roman schildert die Suche nach dem Haus und den langen Weg der Renovierung: Gleichzeitig ist er ein Streifzug durch die Literaturgeschichte, mit vielen Beispielen von Schriftstellerinnen, die ebenfalls einen Raum für sich allein gesucht haben, um dort ungestört schreiben zu können.
Obwohl sie mit dreißig Jahren bereits mehrere international beachtete Romane veröffentlicht hat, stellt Kristin Valla mit Anfang vierzig fest, dass niemand mehr sie als Schriftstellerin betrachtet. Inzwischen ist sie Mutter geworden. Ihr ehemaliges Arbeitszimmer in der kleinen Wohnung in Oslo wird als Kinderzimmer genutzt und sie arbeitet als Redakteurin. Das will sie jetzt ändern.
Kristin Valla macht sich auf die Suche nach einem Haus, mittlerweile hat sie ihre Festanstellung gekündigt. In Südfrankreich meint sie etwas Bezahlbares finden zu können. So landet sie im Dorf Roquebrun (Herault, Okzitanien, 40 km entfernt von Béziers und dem Mittelmeer), wo sie ein kleines altes Haus erwirbt. Dafür muss sie viele Hindernisse überwinden.
Die Autorin erzählt, dass es zahlreichen schreibenden Frauen ebenso ergangen ist: Dazu zählen Virginia Woolf, Leila Slimani, Alice Walker, George Sand, Agatha Christie, Marguerite Duras, Daphne du Maurier und viele andere (Quellenverzeichnis im Anhang des Buches). Die Beispiele zeigen, dass ein eigenes Zimmer für Frauen, nicht nur für Literatinnen, keineswegs selbstverständlich ist.
So sehr steht in Kristin Vallas Roman der Wunsch nach Alleinsein, das Ringen um Geld, Zeit und Raum im Vordergrund. Dabei gerät die stimmungsvolle und inspirierende Landschaft rund um Roquebrun leider etwas in den Hintergrund.
Fazit:
Der Weg zum „Raum zum Schreiben“ ist spannend erzählt, unterlegt mit vielen interessanten Storys aus der weiblichen Literaturgeschichte. Das habe ich gerne gelesen!
Kristin Valla: Ein Raum zum Schreiben. Roman. Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs.
mare Verlag 2025, gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen, 272 Seiten, 25,00 €
ISBN: 978-3-86648-737-6
Zum Weiterlesen:
Francesca Premoli (Texte) und Erica Lennard (Fotos): Dichter und ihre Häuser. Prolog von Marguerite Duras. Knesebeck Verlag 1999.