Er hat die barocke Gartenkunst erfunden: Gartenarchitekt André Le Nôtre (1613 – 1700) schuf den berühmten Park von Versailles, gestaltete die Tuilerien in Paris und die Gärten in Fontainebleau, Vaux-le-Vicomte und Chantilly und viele andere mehr. Stefan Schweizer stellt André Le Nôtre, den Vertrauten des Sonnenkönigs Ludwig XIV., vor und führt in seine schönsten Parks.
André Le Nôtre wuchs in einer Gärtnerfamilie auf. Schon sein Vater Jean war Erster Gärtner des Tuileriengartens. Das Haus der Familie lag in unmittelbarer Nähe der Tuilerien und der Grande Galerie des Louvre, dem künstlerischen Zentrum Frankreichs. André Le Nôtre lernte zunächst bei seinem Vater. Dann ging er einige Jahre zur Ausbildung in die Werkstatt des Hofmalers Simon Vouet, wo er mit den Gesetzen der Perspektive und der Optik vertraut wurde. Wahrscheinlich hat er auch bei Architekten Ausbildung genossen.
Im Jahr 1637 übernahm André Le Nôtre den Posten seines Vaters als Premier Jardinier du Roi. Schnell machte er Karriere. Seine Werke wurden prägende Vorbilder für die europäische Gartenkunst der Barockzeit. Le Nôtres gestalterische Beiträge sind unter anderem: die großräumige Landschaftsgestaltung, die Entgrenzung des Blicks (in Versailles scheinen die Gartenachsen unendlich zu sein); zudem war er der Erfinder der schnurgeraden Achsen, der Ornament-Beete und der Wasserkaskaden – und alles fügte sich abwechslungsreich und zugleich harmonisch zusammen.
Stefan Schweizer zeichnet in seinem Buch „André Le Nôtre und die Erfindung der französischen Gartenkunst“ den Weg zum prominenten Gartenkünstler des Sonnenkönigs nach. Er stellt Le Nôtres Werke in Paris, Vaux-le-Vicomte, Versailles, Fontainebleau und Saint-Germain-en-Laye vor und die Rezeption seiner Werke bis in die heutige Zeit.
In Frankreich wird die Gartenkunst Le Nôtres nach wie vor sehr geschätzt. Sein 300. Geburtstag im Jahr 2013 wurde gefeiert. Bei den olympischen Spielen im Sommer 2024 boten die Tuilerien und der Grand Parc de Versailles grandiose Kulissen für die Wettkämpfe und die TV-Übertragungen. Und auch bei der Tour de France 2025 durfte der Kameraschwenk über den beeindruckenden Garten von Versailles nicht fehlen.
Worauf Autor Stefan Schweizer, Kunsthistoriker und Gartenkunstspezialist auch hinweist: In den Zeiten des Klimawandels wird der Erhalt historischer Gartenanlagen immer wichtiger für ein funktionierendes Ökosystem: Sie binden CO₂, bieten Kühlung und Erholung. Sein Buch ist ein sehr informativer Reisebegleiter!
Fazit:
Stefan Schweizer erklärt sehr anschaulich, wie der Universalgelehrte André Le Nôtre seine Kenntnisse einsetzte, um bis heute mit seiner Gartenkunst zu bezaubern. Auf nach Paris! (Dort haben sich die Bürger ja gerade für mehr Grün und weniger Autoverkehr entschieden)
Stefan Schweizer: André Le Nôtre und die Erfindung der französischen Gartenkunst. Aktualisierte Neuauflage
Klaus Wagenbach Verlag 2025, broschiert, mit vielen Abbildungen und einer Karte, 144 Seiten, 14,00 €
ISBN: 978-3-8031-2880-5