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Am Fluss Charente: Rochefort, Transbordeur und Île Madame

Die ehemalige Militärstadt Rochefort an der Charente im Département Charente-Maritime, gut 20 km vom Atlantik entfernt, ist heute ein gemütlicher Kurort. Eine Schwebefähre, „Transbordeur“, transportiert spektakulär Radfahrer und Wanderer über den Fluss. An der Mündung der Charente in den Atlantik liegt die kleine Insel Île Madame, die man bei Ebbe auch zu Fuß erreichen kann.

Rochefort: Stadtplanung mit dem Sonnenkönig

Eine Burg „Roccafortis“ mit einigen Häusern an der Charente ist schon seit dem Mittelalter belegt. Doch erst mit dem Sonnenkönig Ludwig XIV. wurde eine richtige Stadt daraus: Im Jahr 1666 ließ er „das schönste Waffenarsenal des Königreichs“ (Zitat Sonnenkönig) an der Charente errichten, um die französische Kriegsflotte aufzubauen.

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Das monumentale Zugangstor zum Arsenal in Rochefort. | Foto: Hermann Lehna

Dazu kamen die königliche Seilerei „Corderie Royale“ (hier wurden 200 m lange Seile gefertigt; heute hier das Centre International de la Mer) mit benachbartem „Jardin de La Marine“ und einem königlichen Gemüsegarten „Potager du Roi“.

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Die Corderie Royale, 374m lang, 1666 von François Blondel errichtet, mit dem schiefen Brunnen Fontaine de la Corderie. | Foto: Britta Lehna
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Brunnen und „Jardin de La marine“ in Rochefort| Foto: Hermann Lehna

In der Nachbarschaft befindet sich das barocke Palais Hôtel de Cheusses. Einst der Sitz des Marinebefehlshabers, beherbergt es heute das Musée National de la Marine (mit vielen historischen Schiffsmodellen und Meeresschlachten-Gemälden).

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Rochefort: im Musée national de la Marine | Foto: Britta Lehna

Der quadratische Platz Colbert ist das historische Zentrum der Stadt, von hier aus gehen schachbrettartig die Straßen ab. Heute marschiert hier kein Militär mehr auf, die Cafés und die Brasserie La Villette laden zu einer Pause ein.

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Place Colbert mitten in Rochefort | Foto: Britta Lehna

250 Jahre lang war Rochefort ein wichtiger Marinestützpunkt. Die Lage war zunächst strategisch ideal: Die Mündung der Charente war durch die Inseln Ré, Aix und Oléron mit ihren Festungsbauten geschützt; die etwas landeinwärts situierte Stadt war von einer Festungsmauer umgeben und schwer einnehmbar.

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Segelschiff auf dem Stadtwappen von Rochefort | Foto: Hermann Lehna
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Auf dem Triumphbogen am Brunnen der Place Colbert (Mitte 18. Jh.): Die Personifikationen „Charente“ und „Océan“ vermischen ihre Fluten. | Foto: Hermann Lehna

Rund 350 Schiffe wurden in dieser Zeit hier gebaut, ausgerüstet, ausgebessert und gewartet.

Doch dann versandete der Fluss Charente immer mehr. Die Bedeutung des Arsenals für die französische Marine ließ nach, 1927 wurde es geschlossen.

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„Tour des signaux“: Der Glockenturm einer ehemaligen Kirche wurde von der Marine zum Signalturm umfunktioniert. | Foto: Britta Lehna

Die Trockendocks können wir heute noch besichtigen. Dazu gehört ein „historisches“ Segelschiff „Accro-Mâts“, in dem man abenteuerlich herumklettern kann. Beliebt bei Kindern und Jugendlichen!

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Eines der Trockendocks im Arsenal. Darin: „Accro-Mâts“, dahinter das Zugangstor zum Arsenal und das Marinemuseum. | Foto: Hermann Lehna
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„Accro-Mâts“ und Signalturm | Foto: Hermann Lehna

Wunderwelten des Marineoffiziers Pierre Loti

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Les Halles mit einem Porträt von Pierre Loti | Foto: Britta Lehna

Aus einer Marine-Familie stammte der exzentrische Marineoffizier und Schriftsteller Pierre Loti (1850 – 1923). Er baute sein Elternhaus zu einer Phantasiewelt aus. Das Pierre-Loti-Haus in der Rue Pierre Loti 141 ist ein Museum und wurde über Jahre renoviert (Wiedereröffnung im Juni 2025; nur geführte Besichtigungen: https://maisondepierreloti.fr/preparez-votre-visite-0). Die Stadt Rochefort hatte ein Bautagebuch eingerichtet, das unterhaltsam über die Fortschritte informiert:
https://www.ville-rochefort.fr/le-projet-de-renovation-de-la-maison-de-pierre-loti

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Straßenecke an der Rue Thiers: Rochefort geradezu mediterran. | Foto: Britta Lehna

Der Transbordeur: ein Ingenieurskunstwerk an der Charente

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Überquerung der Charente mit dem Transbordeur; hier der Pylon am südlichen Ufer bei Échillais. Dahinter sichtbar: die neue Straßenbrücke. | Foto: Britta Lehna

Der Transbordeur bei Rochefort ist eine sogenannte Schwebefähre über den Fluss Charente. Die Fähre verbindet Rochefort mit dem Ort Échillais, ohne den Schiffsverkehr zum Marinearsenal und dem Hafen von Rochefort zu behindern. Erbaut wurde sie vom Ingenieur Ferdinand Ardonin, der für seine Erfindung der Schwebefähre schon 1887 ein Patent erhalten hatte. Nach 27 Monaten Bauzeit wurde die Fähre schließlich am 29. Juli 1900 in Betrieb genommen.

Die Konstruktion: Auf jeder Seite der Charente befinden sich jeweils zwei stählerne Pylone von 68 m Höhe. Ein 175 m langer Brückenträger verbindet die Stützen in 50 m Höhe über dem Hochwasserstand. Eine von diesem Brückenträger abgehängte Gondel ermöglicht es Radfahrern und Fußgängern, von einem Ufer an das andere zu gelangen.

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Die Gondel des Transbordeur schwebt über die Charente. | Foto: Britta Lehna

Der Transbordeur ist ein Monument historique. Am Ufer von Échillais ist ein kleines Museum eingerichtet, das sich dem Thema Schwebefähren widmet. In Frankreich ist der Transbordeur von Rochefort der letzte seiner Art.

Île Madame vor der Charente-Mündung

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Die Île Madame liegt in der Meeresbucht vor dem Mündungstrichter der Charente. | Foto: Britta Lehna

Die Île Madame ist eine Mini-Insel vor der Charente-Mündung. Sie gehört zur Gemeinde Port-des-Barques im Département Charente-Maritime und hat eine Fläche von 0,78 km². Der höchste Punkt liegt 18 m über dem Meer. Die Insel ist bei Ebbe über den etwa einen Kilometer langen gebogenen „Passe aux bœufs“ (Ochsenpfad) erreichbar.

Die Insel ist schnell umrundet. Es gibt eine Aqua-Farm und Reste einer Festung zu sehen. Außerdem: Blick auf Fort Boyard und Île d’Aix.

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Das Fort auf der Île Madame – eines von etlichen im Befestigungsgürtel um Rochefort herum. Auf dem Damm sind bei Niedrigwasser unterwegs: Fußgänger, ein Auto, die Pferdekutsche. | Foto: Britta Lehna

In der Saison steht am Festland ein Info-Kiosk (u.a. mit Gezeitentabelle). Hier kann man auch eine Kutschenfahrt zur Insel buchen.

ile madame, kiosk
Info-Kiosk in Port-des-Barques, an der Zufahrt zur Île Madame. | Foto: Britta Lehna

Port-des-Barques und seine Umgebung sind ein Paradies für Radfahrer, Küstenwanderer und Gourmets – hier werden Austern gezüchtet.

https://www.rochefort-ocean.com/decouvrir/port-des-barques-presqu-ile-ostreicole


Die Pontons de Rochefort

Die Île Madame und ihre Gewässer waren nicht immer so idyllisch, sondern sind auch mit einem unrühmlichen Kapitel aus der Geschichte Rocheforts verknüpft. Vor der Insel dümpelten während der französischen Revolution in der Phase der „Terreur“ einige abgetakelte Schiffe, die als schwimmende Gefängnisse dienten: die „Pontons de Rochefort“. Über 800 Priester, die nicht den Eid auf die „constitution civile du clergé“ leisten wollten, waren hier unter üblen Bedingungen interniert. Von ihnen verstarben über 500, einige sind auf der Île Madame beigesetzt. Mehrere Mahnmale erinnern an ihr Schicksal.

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