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Royan: mondäner Badeort und schwungvolle Architektur des Wiederaufbaus

Die Hafenstadt Royan liegt an der Trichtermündung der Gironde am Atlantik und war schon im 19. Jahrhundert ein mondäner Badeort. Royan wurde 1945 durch Bombardements fast vollständig zerstört – und direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mit einer modernen Architektur schwungvoll wieder aufgebaut. Die Stadt mit ihren 20.000 Einwohnern ist ein Geheimtipp an der französischen Atlantikküste, für Badegäste, Natur- und Architekturfans. Unweit von der Stadt und ihren Nachbarorten erstreckt sich der riesige Küstenwald Forêt de la Coubre.

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Fernblick auf Royan mit (von links) Felsen-Buchten, Hafen mit Gironde-Fähre, Kirche Notre-Dame und schließlich dem großem Sandstrand Grande Conche | Foto: Britta Lehna

Royan gehört zu den „Villes & Pays d’Art et d’Histoire“, einem französischen Netzwerk von Orten und Regionen mit besonderer kulturhistorischer Bedeutung. Davon profitieren die Besucher: Die Geschichte der Stadt Royan und ihrer Umgebung ist mit ansprechenden kostenfreien Publikationen dokumentiert; kulturhistorische Veranstaltungen werden angeboten, Rundgänge in der Stadt zu verschiedenen Themen sind gut ausgeschildert.

Royan wird mondäner Badeort

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Giebel-Landschaft im Villenviertel du Parc | Foto: Britta Lehna

Die kleine Hafenstadt Royan wird im 19. Jahrhundert attraktiv für Gäste: Erste Touristen aus dem nahen Bordeaux kommen mit dem Dampfschiff.

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Die Bucht von Pontaillac am Morgen erwartet Strandgäste. | Foto: Hermann Lehna

Sie verbringen ihre Sommerfrische in der Grande Conche und in den Buchten von Pontaillac und Saint-Georges. 1842 entsteht das erste Casino von Royan; Feriendomizile werden erbaut, dazu Hotels und Familienpensionen. Eine Strandpromenade mit Tamarisken und Schatten spendenden Bäumen wird angelegt. Beliebt ist auch der neue Park der Stadt, um den herum ebenfalls ein Quartier entsteht.

Villen im Stil von Historismus und Art Déco nahe der äußeren Strandpromenaden sind bis heute erhalten.

Deutsche Besatzung und 2. Weltkrieg

Doch mit Beginn der deutschen Besatzung im Juni 1940 ist es vorbei mit dem Tourismus. Royan wird als strategisch wichtiger Kontrollpunkt an der Trichtermündung Gironde ausgebaut, mit Betonbunkern (französisch „Blockhaus“), Küstenbatterien, Stacheldrahtverhauen und Minenfeldern. Kampfhandlungen gibt es hier vorerst nicht. Das ändert sich im Jahr 1945: Royan ist eine der letzten von der deutschen Wehrmacht besetzten Städte („Poche de Royan“) an der französischen Atlantikküste. Am 5. Januar zerstört ein britischer Luftangriff das Stadtzentrum zu 85%. Am 15. April folgt ein amerikanischer Luftangriff, am 17. April ist Royan befreit. Noch heute zeugen Bunkerreste von diesem traurigen Kapitel aus Royans Geschichte.

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Vor der Kirche Notre-Dame zeigt ein Luftbild den Zustand nach dem Luftangriff vom 5. Januar 1945 | Foto: Britta Lehna
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Foto: Britta Lehna

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Hafen, Strand Grande Conche, Front de Mer und Notre-Dame | Foto: Britta Lehna

Es ist spannend, durch Royan zu spazieren und die Gebäude und Anlagen, mittlerweile auch schon denkmalgeschützt, zu entdecken.

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Boulevard Aristide-Briand: Steinerne Flachreliefs mit maritimen Motiven (1956) | Foto: Hermann Lehna

Daher nennen wir nur: die lang geschwungenen Kolonnadenbauten direkt an der Promenade; die markante Kirche Notre-Dame aus Sichtbeton – gleichzeitig ein Mahnmal; der frisch renovierte Palais des Congrès mit dem Fifties-Flair; die Markthalle, ein großer Schirm am Ende des Boulevards Aristide-Briand; dazu die vielen privaten Bauten mit scharfen Kanten, rasant geschwungenen Außentreppen und Fassadengliederungen mit Glasbausteinen, Beton- oder Metall-Elementen, heute noch sehr chic!

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Die geschwungene Kolonnaden- und Balkonfassade des „Front de Mer“ von 1956 folgt dem gebogenen Verlauf der Bucht Grande Conche. | Foto: Britta Lehna
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Zwischen Strand und Front de Mer | Foto: Britta Lehna

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Notre-Dame, geplant von Guillaume Gillet, Bernard Laffaille und René Sarger, mit Glasmalereien von H. Martin-Granel, vollendet im Jahre 1958, überragt das Zentrum von Royan, | Foto: Britta Lehna
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Der Palais des Congrès über der Bucht von Foncillon, vollendet 1957, saniert 2023; Architekt: Claude Ferret | Foto: Hermann Lehna
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Überdacht von einer dünnen geschwungenen Betonschale, die Markthalle am oberen Ende der Av. Aristide-Briand, vollendet 1956. | Foto: Britta Lehna
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Unter dem Betonhimmel der Markthalle von Royan | Foto: Britta Lehna
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Eine Strandvilla (1955) mit Royan-Farbigkeit im Viertel du Parc | Foto: Britta Lehna
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Villa Hélianthe, ein weiteres Fifties-Sanierungsobjekt in Royan | Foto: Hermann Lehna

Infos

Musée de Royan
Stadtgeschichte, in einer ehemaligen Markthalle, Stadtteil Pontaillac
Avenue de Paris 31
17200 Royan
https://www.ville-royan.fr/culture-patrimoine/musee.html

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Das städtische Museum | Foto: Britta Lehna

Hafen von Royan
Dort gibt es u.a. die Fähre (bac) über die Gironde nach Le Verdon-sur-Mer und auch die Kioske der Reedereien, die Schiffstouren (entlang der Küste oder zum Leuchtturm Phare de Cordouan) anbieten.

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Einen Schiffsausflug buchen im Hafen von Royan. | Foto: Hermann Lehna

Tourismusbüro Royan
Boulevard Grandière 1
17200 Royan
https://www.royanatlantique.fr/offices-tourisme/office-de-tourisme-royan-royan/

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Nahe beim Palais des Congrès, die Villa „Grille-pain“ | Foto: Britta Lehna

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