Der mit 68 Kilometern gar nicht so lange Flussverlauf der Seudre endet gegenüber von der Île d’Oléron in einem imposanten Mündungstrichter. Hier liegen rechts und links vom Fluss hinter weiten Salzwiesen einige sehenswerte Orte, die als Häfen oder in der Fischerei, Salzgewinnung und Austernzucht von Bedeutung waren oder noch sind. Für letzteres stehe hier der Name von Marennes mit seiner weithin bekannten „ostréiculture“.
Mornac-sur-Seudre
Sein kleiner Hafen ist mit dem Fluss durch einen Zufahrtskanal verbunden. Verwinkelte Gassen führen durch den Ortskern. Von der alten Markthalle aus gelangt man vorbei an etlichen Läden schnell zur Kirche Saint-Pierre mit ihrer romanischen Apsis, und etwas weiter eben zum Hafen mit mehreren Restaurants. Der Ort, eines der „les plus beaux villages de France“, ist vom Tourismus geprägt.

Landeinwärts auf der Halbinsel von Arvert lohnt sich ein Abstecher ins beschauliche Breuillet, um die romanische Kirche Saint-Vivien und ihren Friedhof mit den wenigen alten Grabstätten aufzusuchen.


La Tremblade
Zwischen dem riesigen Kiefernwald Forêt de la Coubre und der Mündung der Seudre liegt La Tremblade (4500 Einwohner) mit seinem Yachthafen im Stadtzentrum und dem Austernhafen La Grève draußen am Fluss.

Ausgedehnte Zuchtbecken begleiten den Canal de La Tremblade und das schnurgerade parallel verlaufende Sträßchen, die vom Ortszentrum nach La Grève führen. An ihnen liegen etliche Austern-Probierstände und Restaurants, die zur Einkehr einladen.
Meerwärts wird die amphibische Landschaft begrenzt durch den Bogen der Straßenbrücke über die Seudre in Richtung Marennes. An der Küste unweit der Brücke befindet sich auch der zu La Tremblade gehörende Badeort Ronce-les-Bains. Von den Stränden aus erblickt man das gegenüberliegende Ufer der Île d’Oléron.

Brouage
Weiter geht es durch die maritim geprägte flache Landschaft. Unversehens versperren steinerne Festungswerke den Weg.

Brouage war im 17. Jahrhundert ein geschäftiger Hafen für den Salzhandel, Überseehandel mit den kanadischen Gebieten und eine Garnison; heute inmitten der verlandeten Umgebung ein verschlafener Ort von einigen Hundert Einwohnern, aber „un des plus beaux villages de France“.
Die regelmäßig angelegte kleine Stadt liegt innerhalb von Festungsmauern mit Bastionen, die zuletzt von Vauban, dem Festungsbaumeister Ludwigs XIV., verstärkt worden sind.

Samuel de Champlain wurde um 1570 in Brouage geboren. Er überquerte mehrmals den atlantischen Ozean und gründete 1608 die kanadische Stadt Québec – ein Denkmal vor der Kirche von Brouage und eine Gedenktafel erinnern an ihn.


Moëze
Von Brouage führt die D3 nördlich nach Moëze, einem Dorf ca. 12 km außerhalb von Rochefort. Der spätgotische Glockenturm (51m) seiner Kirche Saint-Pierre diente einst als Seezeichen, ähnlich wie der noch höhere von Marennes.
Auf dem Friedhof steht ein eigenartiges Bauwerk, mit seinen korinthischen Säulen geradezu ein Stück Antike: die „Croix hosannière“. Im 16. Jahrhundert errichtet, diente es als Station bei den Prozessionen zu Palmsontag, bei denen „Hosanna“ gesungen wurde.

Nahe bei Moëze erstreckt sich das Naturschutzgebiet Réserve naturelle Moëze-Oléron über Salzwiesen und Watt vom Festland bis zur Ile d’Oléron. Sein Dokumentationszentrum befindet sich in Plaisance, wenige Kilometer von Moëze Richtung Meer.

Beitragsbild ganz oben: Blick ins Land von den Festungswällen in Brouage.