Boucle (Schleife) heißt gemeinhin die Altstadt von Besançon. Sie wird nämlich vom Fluss Doubs in einer Schleife umflossen. Es lohnt sich, in diesem Häusermeer auf die Details zu achten. Entdecke Denkmäler und andere steinerne Figuren: Sie wirken, wie in anderen Städten, so auch in Besançon, triumphierend, erinnernd, mahnend, drohend, spöttisch oder beiläufig – je nach der Intention der Bildhauer oder der Auftraggeber.

Die Brunnen
Eine Besonderheit in der Boucle ist die Vielzahl von öffentlichen Brunnen, die z. T. mit einer architektonischen Rahmung vor die dahinter stehende Hauswand gesetzt sind.
Der Brunnen des Flusses Doubs, Fontaine du Doubs, an der Ecke Rue Mégevand – Rue Ronchaux, ist einer davon. Seine überlebensgroße Neptun-Skulptur stellt den Doubs dar (Bildhauer Jacques Perrette, 1751).

In der Grande Rue 88 thront am ältesten erhaltenen Innenstadtbrunnen ein zweiter Neptun. Dieser reitet auf einem Delphin. Der Brunnen ist die Fontaine des Carmes, benannt nach dem angrenzenden ehem. Karmeliterkloster. An dessen Kirche schloss sich die Begräbniskapelle der mächtigen Adelsfamilie Granvelle an. Deren Wohnsitz, der prächtige Palais Granvelle – heute Sitz des Musée du Temps, befindet sich ein paar Schritte die Grande Rue aufwärts.


Für die durstigen Passanten findet sich auf der hinter dem Palast liegenden Place Granvelle eine Fontaine Wallace, ganz wie in Paris oder anderen Städten in Frankreich. Sie wurde hier 1884 aufgestellt.
Diane
Der Square Saint-Amour mit seinen großen Bäumen ist eine zauberhafte Grünanlage in der Boucle. Die Anlage ist im 19. Jahrhundert entstanden. Hier wacht die Göttin Diana auf einer gedrungenen Säule über ihren Brunnen und den Platz . Die Figur ist eine gusseiserne Kopie der antiken marmornen Statue Diane de Gabies, die im berühmten Karyatidensaal des Louvre (Sully Salle 348) zusammen mit vielen anderen Skulpturen ausgestellt ist.


Auch andernorts in Frankreich sieht man diese Replik. Es muss im 19. Jahrhundert eine große Begeisterung für die 1792 in Gabii bei Rom ausgegrabene Statue gegeben haben (z. B. St.-Bonnet-le-Château, Departement Loire).
Die zwei Victor Hugo
Auf der Place Granvelle hinter der Fontaine Wallace (s. o.) wird schon das erste Denkmal für Victor Hugo sichtbar. Der Bildhauer Just Becquet schuf die antikisierende Denkmalfigur 1902 aus Anlass des einhundertjährigen Geburtstags des Dichters.

Auf dem imposanten Denkmalsockel kann man in Stein gemeißelt die Verse lesen, in denen Victor Hugo von sich selbst als Kind der „alten spanischen Stadt“ Besançon spricht: dans Besançon, vieille ville espagnole, … naquît … un enfant.

Victor Hugo wurde am 26.2.1802 in Besançon geboren. Sein Geburtshaus, Grande Rue 140, nicht weit entfernt von der Place Granvelle, ist seit 2013 Gedenkstätte.
Das zweite Denkmal zu Ehren von Victor Hugo, diesmal nicht auf hohem Sockel sondern als Standfigur auf Augenhöhe des Betrachters, befindet sich auf dem Platz vor der Stadtverwaltung (Mairie, Rue Mégevand 2, Esplanade des Droits de l’Homme). Es wurde im Jahr 2003 geschaffen vom senegalesischen Bildhauer Ousmane Sow.

Nach Victor Hugo sowie 18 weiteren historischen Persönlichkeiten, die für Besançon und die Franche-Comté von Bedeutung sind, wurden ab 2013 die Straßenbahnwagen benannt, die unübersehbar durch die Stadt fahren – rollende Denkmäler sozusagen.
Weitere Denkmäler

Den Brüdern Auguste und Louis Lumière ist an ihrem Geburtshaus (Place Victor-Hugo 1) ein Gedenkrelief gewidmet. Sie waren Foto- und Filmpioniere. „Am 28. Dezember 1895 fand im Grand Café am Boulevard des Capucines in Paris die erste öffentliche Filmvorführung Frankreichs vor zahlendem Publikum statt, in der Angestellte der Brüder Lumière mit dem Cinématographe zehn selbstgedrehte Kurzfilme zeigten, darunter (…) Der begossene Gärtner.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Br%C3%Bcder_Lumi%C3%A8re, 10.08.2025)
Das Mémorial aux fusillés de la citadelle ist ein Mahnmal aus dem Jahre 1952, das die dunkle Zeit der deutschen Besatzung Besançons im 2. Weltkrieg in Erinnerung ruft. Es befindet sich hinter der Kathedrale am Aufgang zur Zitadelle. Etwa einhundert Résistancekämpfer sind von 1941 bis 1944 nach Verurteilung durch das deutsche Militärgericht auf der Zitadelle erschossen worden.

Die Charité (Nächstenliebe) auf dem Portal des Hôpital du St.-Esprit, eines ehemaligen Krankenhauses, Rue Claude Goudimel, Straßenbahnhaltestelle „Révolution“, Nähe Place de la Révolution:
Diese allegorische Figurengruppe von Jacques Perrette (s. o. Fontaine du Doubs) aus dem Jahr 1740 zeigt eine Frau mit zwei Kleinkindern auf dem Schoß. Um sie tollen drei weitere Kinder herum …

Wenige Schritte weiter …
… am Hauptportal des ehem. städtischen Kornspeichers begrüßen dich allegorische Gestalten mit Früchtekörben und Getreidebüscheln. Dieses Gebäude aus dem 18. Jahrhundert diente später auch als Uhrmacherschule, Kunstakademie und Musikkonservatorium (Place de la Révolution).

Kleine Bildwerke
Entdecke im Stadtraum die unauffälligen Bildwerke, die keine Denkmäler im Sinne von Erinnerungsmalen sind:
- z. B. am alten Justizpalast hinter dem Hôtel de Ville (Rue Hugues Sambin)
- oder in der Rue Ernest-Renan 20, einem Gebäude im Kern aus dem 16. Jahrhundert.


Eine Fensterbrüstung in der Rue Ernest-Renan 4 ist ein Sonderfall. Sie zeigt sozusagen als Kurzformel eine biblische Geschichte. Denn auf ihr ist geradezu beiläufig das Schweißtuch der Veronika dargestellt – ein Abbild Christi.

Dies ist an dieser Stelle unweit von der Kathedrale St. Jean sicher ein Reflex auf die frühere dortige Verehrung des Grabtuchs Jesu.
Zum Vergleich: Veronika mit dem Schweißtuch. Ein Kupferstich des Renaissancekünstlers Marcantonio Raimondi, aufbewahrt im Louvre.

Zum Auffinden der Plastiken anhand der Adressenangaben kann der interaktive Stadtplan von Besançon Tourisme et Congrès https://www.besancon-tourisme.com/de/interaktive-karte/ nützlich sein.
Einen Überblick über die Innenstadt verschafft auch unser Beitrag Besançon: Der Plan.
Und hier zusammengestellt: alle Beiträge zu Besançon auf nachfrankreich.de