Ein Paar hat sich in ein Haus tief im Wald in den Vogesen, in der Region Grand Est, verzogen. Sie schreibt tagsüber, er liest nachts. Dann läuft ihnen eine Hündin zu. Die Ankunft des Tieres gibt ihrem Leben und ihrer Partnerschaft neue Impulse.
Sophie und Grieg kennen sich seit ihrer Kindheit. Vor wenigen Jahren sind sie in ein einsames Haus gezogen. Es gehört zu einem Weiler namens „Bois Bannis“ (deutsch „Verbannte Wälder“), einst angelegt von Glaubensvertretern der Amish. Hier herrscht Natur pur. Selten kommen Wanderer auf dem Fitness-Parcours oder dem Fernwanderweg GR5 vorbei. Wenn doch, werden sie misstrauisch von Sophie beobachtet. Alles kollabiert, meinen Sophie und Grieg zur allgemeinen Weltlage. Daher leben sie möglichst fern von anderen Menschen, und selten macht Sophie sich auf den Weg in die Zivilisation. Sophie schreibt und unternimmt lange Streifzüge in die Natur. Sie bewegt sich gerne „an den Rändern“ und fühlt sich den Tieren sehr verbunden. Außerdem stellt sie Betrachtungen zu ihrem alternden Körper an (sie und ihr Mann sind über 80 Jahre alt). Grieg schläft tagsüber, nachts liest er in seiner umfangreichen Bibliothek, das Haus verlässt er nicht mehr.
Als die misshandelte Hündin Yes vor der Türschwelle steht, wird sie gerne aufgenommen. Mit ihr verändert sich die Beziehung des Paares: Man führt wieder philosophische Gespräche, ein gemeinsames Bett wird gebaut. Doch eine melancholische Stimmung bleibt bestehen.
Mit „Ein Hund an meiner Tafel“ ist erstmals ein Roman der Autorin und Künstlerin Claudie Hunzinger in deutscher Sprache erschienen. Mir haben Hunzingers poetische Naturbeschreibungen der Vogesen gut gefallen. Etwas befremdet haben mich diejenigen Passagen, die Tiere als bessere Wesen im Vergleich zu Menschen bezeichnen.
Fazit:
Dieser stille Roman ist etwas für Naturliebhaber, Aussteiger und hundefreundliche Freigeister.
Claudie Hunzinger: Ein Hund an meiner Tafel. Roman. Aus dem Französischen von Timea Tankó.
Rowohlt 2024, Hardcover, 288 Seiten, 24,00 €
ISBN: 978-3-498-00375-3