Binh, der vietnamesische Koch von Gertrude Stein und Alice B. Toklas in Paris, hat fünf Jahre als Koch in der berühmten Wohnung Rue de Fleurus 27 gearbeitet, wo Alice B. Toklas und Gertrude Stein die Helden der Lost Generation zum Tee empfingen. Sein Leben mit den „Mesdames“ bildet den Rahmen seiner Erzählung, die auch in das koloniale Vietnam zu Beginn des 20. Jahrhunderts führt. Monique Truongs Roman „Das Buch vom Salz“ rückt das Anderssein und die Kunst des Kochens in den Vordergrund.
Vietnam ist Anfang des Jahrhunderts als Teil von Indochina unter französischer Kolonialherrschaft. Binh Minh, aus ärmlichen Verhältnissen stammend, lernt im Haus des französischen Gouverneurs in Saigon die Kunst des Kochens. Er verliebt sich in den Chef de Cuisine. Als dieses Verhältnis auffliegt, flüchtet er und geht zur See. Über Marseille gelangt er nach Paris. Die Sprache und die Mentalität der Franzosen ist und bleibt ihm fremd.
Binh erzählt von seiner Suche nach Arbeit und von seiner Liebe zu Männern, von seinem Leben als Randbeobachter in Paris. Über eine Annonce erfährt er, dass zwei Amerikanerinnen einen Koch für ihren Haushalt suchen. Es sind Gertrude Stein und Alice B. Toklas. Von 1929 bis zu ihrer Abreise in die USA im Jahr 1934 bleibt er in ihrem Haushalt: Drei Menschen, die anders leben – mit ihrer Homosexualität, mit ihrer Kultur (Binhs Kochkunst, die „Mesdames“ und die Kunst der Moderne).
Der vietnamesische Koch schildert das innige und zugleich schrullige Zusammenleben seiner Arbeitgeberinnen, die einen begehrten Salon und Künstlertreff führen. Dazu stellt er in Rückblicken sein Leben in Vietnam in Kontrast, geschmückt mit Legenden und Gleichnissen. Während die „Steins“ bei ihrer Abreise nach USA großes Medieninteresse hervorrufen, bleibt Binh ein unbedeutender Hausangesteller, der sich einen neuen Job in Frankreich suchen muss.
Fazit:
Nicht Gertrude Stein, Alice B. Toklas und ihre Marotten sind das Fesselnde an diesem Buch. Vielmehr sind es die Beobachtungsgabe und die Fabulierkunst des Kochs, die nach Saigon und Paris vor 100 Jahren führen. Einige Kochtipps würzen dazu das Lese-Erlebnis!
Monique Truong: Das Buch vom Salz. Roman. Aus dem Englischen von Barbara Rojahn-Deyk
C.H.Beck 2024, Softcover, 335 Seiten, 16,00 €
ISBN: 978-3-406-82250-6
Mehr zu dem Leben der Künstler im Paris der 1920er Jahre in: https://nachfrankreich.de/literatur-reidt-andrea-pariser-amouren/