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Reims: die gotische Kathedrale, ein mächtiges Symbol

Die Kathedrale Notre-Dame in Reims ist nicht nur ein prächtiges Bauwerk der Gotik, sondern auch immer Schauplatz und Symbol für politische Macht gewesen. Der Neubau der Kathedrale Notre-Dame begann im Jahre 1211, nachdem ein Jahr zuvor das Stadtzentrum von Reims durch einen Brand zerstört worden war, und mit ihm auch der romanische Vorgängerbau. Chor und Langhaus konnten schon 1241 dem Gottesdienst zur Verfügung gestellt werden. Das gesamte Bauwerk wurde erst im 15. Jahrhundert vollendet.

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Reims: Kathedrale Notre-Dame, Westfassade 2025 | Foto: Britta Lehna

Eine ausführliche Beschreibung und Würdigung der Kathedrale von Reims bietet online z. B. der Wikipedia-Artikel Kathedrale von Reims. Hier in unserem Beitrag sollen schlaglichtartig einige Aspekte zur Architektur und Geschichte genannt werden:

Das Gebäude hat eine Gesamtlänge von 150 m (Notre-Dame Paris: 127 m); das Gewölbe im Mittelschiff erreicht eine Höhe von 38 m; die große Fensterrose an der Westfassade hat einen Durchmesser von 12 Metern; die Statuen der Königsgalerie an der Westfassade sind 4,40 m hoch.

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Reims: nördl. Seitenschiff Richtung Westen | Foto: Britta Lehna

Skulpturen bevölkern die Kathedrale in großer Anzahl, ca. 2300 sollen es sein.

Sehr umfangreich, wie in der Gotik üblich, ist das Skulpturen-Programm außen an den Portalbereichen; monumental ist es mit 56 Figuren in der Königsgalerie unterhalb der Türme; außergewöhnlich ist es an der Innenseite der Westfassade, wo etliche Nischenfiguren das Hauptportal und seine Fensterrose flankieren, z. B. rechts unten die Figurengruppe „Kommunion des Kreuzritters“.

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Reims: Wasserspeier und andere Figuren in der Portalzone der Westfassade | Foto: Britta Lehna
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Reims: Westfassade innen | Foto: Britta Lehna
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Reims, Westfassade innen, unten rechts: Nischenfiguren „Kommunion des Kreuzritters“ | Foto: Hermann Lehna

Zur hochgotischen Architektur gehört Maßwerk geradezu zwingend dazu: Es handelt sich um Steinprofile aus geometrischen Formen, die meist aus Kreiselementen entwickelt sind. Die ersten Fenster mit Maßwerk sind in den Chorkapellen der Kathedrale von Reims (ab 1211) zu finden und werden dem ersten Dombaumeister Jean d’Orbais zugeschrieben. Dieser hatte zuvor die Abteikirche in Orbais bei Epernay errichtet.

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Reims: Chor mit Kapellenkranz und Maßwerkfenstern, Strebepfeilern und Strebebögen | Foto: Hermann Lehna

Der Wanderbaumeister Villard de Honnecourt, geboren um 1200, hat in seinem berühmten „Carnet“, einem Skizzenbuch im Format 14 × 22 cm, die Ansicht einer Chorkapelle der Kathedrale zu Reims überliefert.

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Villard de Honnecourt: Carnet, um 1230. Manuskript 19093, mit einer Darstellung einer Chorkapelle in Reims. Paris, Bibliothèque Nationale | Foto: gemeinfrei

Die Kathedrale von Reims war traditionell Krönungsstätte der französischen Könige. Die letzte derartige Zeremonie fand mit großem Pomp 1825 für Charles X statt, der dann aber nicht lange regierender Monarch war:

„Karl X. wurde infolge seiner klerikal-reaktionären Politik (…) 1830 durch die Julirevolution gestürzt.“ *

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Reims, Mittelschiff Richtung Chor: in der Chorkapelle mittig Glasfenster von Marc Chagall | Foto: Britta Lehna

Im Ersten Weltkrieg setzte der Beschuss durch deutsche Artillerie vom 19. September 1914 die Kathedrale – wie auch die Stadt Reims – in Brand. Insbesondere am Nordturm und seinem Portal sowie am Dachstuhl entstanden große Schäden. Die Kathedrale geriet zudem in die Auseinandersetzungen der Propaganda der beiden Kriegsparteien.

Dazu: Thomas W. Gaehtgens: Die brennende Kathedrale. Eine Geschichte aus dem Ersten Weltkrieg. München 2018 **

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Reims: Westfassade, beschädigtes Portal am Nordturm, mit Sandsäcken gesichert, 1917 | Foto: Médiathèque du Patrimoine Charenton-le-Pont, Paul Castelnau; RMN-Grand Palais
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Reims: Konsolenfigur unter dem „lächelnden Engel“
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Reims: der berühmte „lächelnde Engel“ am Nordportal der Westfassade | Fotos: Britta Lehna

Im Juli 1962 trafen sich Bundeskanzler Konrad Adenauer und Staatspräsident Charles de Gaulle zu einer Geste der Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich in der Kathedrale.

Im Januar des darauf folgenden Jahres unterzeichneten sie im Pariser Élysée-Palast den Freundschaftsvertrag der beiden Länder, den Elysée-Vertrag.

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Reims: Bundeskanzler Konrad Adenauer und Staatspräsident Charles de Gaulle in der Kathedrale am 8. Juli 1962 | Foto: Bundesarchiv, B 145 Bild-F013405-0019, Egon Steiner, CC-BY-SA 3.0

2012, zum 50. Jahrestag des vorhin genannten Treffens der beiden Staatschefs, nahmen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Staatspräsident François Hollande an einer Gedenkfeier in der Kathedrale von Reims teil.

* https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_X._(Frankreich) (abgerufen 17.11.2025)
** Buchbesprechung: https://www.tagesspiegel.de/kultur/als-die-kathedrale-von-reims-brannte-5534380.html (abgerufen 17.11.2025)

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Reims, Westfassade, von unten nach oben: Marienkrönung, Fensterrose, David kämpft gegen den Riesen Goliath, Königsgalerie | Foto: Britta Lehna

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