Die Kathedrale Notre-Dame in Reims ist nicht nur ein prächtiges Bauwerk der Gotik, sondern auch immer Schauplatz und Symbol für politische Macht gewesen. Der Neubau der Kathedrale Notre-Dame begann im Jahre 1211, nachdem ein Jahr zuvor das Stadtzentrum von Reims durch einen Brand zerstört worden war, und mit ihm auch der romanische Vorgängerbau. Chor und Langhaus konnten schon 1241 dem Gottesdienst zur Verfügung gestellt werden. Das gesamte Bauwerk wurde erst im 15. Jahrhundert vollendet.

Eine ausführliche Beschreibung und Würdigung der Kathedrale von Reims bietet online z. B. der Wikipedia-Artikel Kathedrale von Reims. Hier in unserem Beitrag sollen schlaglichtartig einige Aspekte zur Architektur und Geschichte genannt werden:
Das Gebäude hat eine Gesamtlänge von 150 m (Notre-Dame Paris: 127 m); das Gewölbe im Mittelschiff erreicht eine Höhe von 38 m; die große Fensterrose an der Westfassade hat einen Durchmesser von 12 Metern; die Statuen der Königsgalerie an der Westfassade sind 4,40 m hoch.

Skulpturen bevölkern die Kathedrale in großer Anzahl, ca. 2300 sollen es sein.
Sehr umfangreich, wie in der Gotik üblich, ist das Skulpturen-Programm außen an den Portalbereichen; monumental ist es mit 56 Figuren in der Königsgalerie unterhalb der Türme; außergewöhnlich ist es an der Innenseite der Westfassade, wo etliche Nischenfiguren das Hauptportal und seine Fensterrose flankieren, z. B. rechts unten die Figurengruppe „Kommunion des Kreuzritters“.



Zur hochgotischen Architektur gehört Maßwerk geradezu zwingend dazu: Es handelt sich um Steinprofile aus geometrischen Formen, die meist aus Kreiselementen entwickelt sind. Die ersten Fenster mit Maßwerk sind in den Chorkapellen der Kathedrale von Reims (ab 1211) zu finden und werden dem ersten Dombaumeister Jean d’Orbais zugeschrieben. Dieser hatte zuvor die Abteikirche in Orbais bei Epernay errichtet.

Der Wanderbaumeister Villard de Honnecourt, geboren um 1200, hat in seinem berühmten „Carnet“, einem Skizzenbuch im Format 14 × 22 cm, die Ansicht einer Chorkapelle der Kathedrale zu Reims überliefert.

Die Kathedrale von Reims war traditionell Krönungsstätte der französischen Könige. Die letzte derartige Zeremonie fand mit großem Pomp 1825 für Charles X statt, der dann aber nicht lange regierender Monarch war:
„Karl X. wurde infolge seiner klerikal-reaktionären Politik (…) 1830 durch die Julirevolution gestürzt.“ *

Im Ersten Weltkrieg setzte der Beschuss durch deutsche Artillerie vom 19. September 1914 die Kathedrale – wie auch die Stadt Reims – in Brand. Insbesondere am Nordturm und seinem Portal sowie am Dachstuhl entstanden große Schäden. Die Kathedrale geriet zudem in die Auseinandersetzungen der Propaganda der beiden Kriegsparteien.
Dazu: Thomas W. Gaehtgens: Die brennende Kathedrale. Eine Geschichte aus dem Ersten Weltkrieg. München 2018 **



Im Juli 1962 trafen sich Bundeskanzler Konrad Adenauer und Staatspräsident Charles de Gaulle zu einer Geste der Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich in der Kathedrale.
Im Januar des darauf folgenden Jahres unterzeichneten sie im Pariser Élysée-Palast den Freundschaftsvertrag der beiden Länder, den Elysée-Vertrag.

2012, zum 50. Jahrestag des vorhin genannten Treffens der beiden Staatschefs, nahmen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Staatspräsident François Hollande an einer Gedenkfeier in der Kathedrale von Reims teil.
Die Türme und hochgelegenen Teile der Kathedrale können im Rahmen einer geführten Tour besichtigt werden. Achtung: 250 Stufen, kein Aufzug, 40 m Höhe! Treffpunkt ist im Hof des benachbarten Palais du Tau, der ehemaligen bischöflichen Residenz.
https://www.cathedrale-reims.fr/visiter/informations-pratiques
* https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_X._(Frankreich) (abgerufen 17.11.2025)
** Buchbesprechung: https://www.tagesspiegel.de/kultur/als-die-kathedrale-von-reims-brannte-5534380.html (abgerufen 17.11.2025)





