Jean-Pierre Abraham: Der Leuchtturm

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Buchcover Jung und Jung: Abraham, Der Leuchtturm

Ar-Men heißt der Leuchtturm, um den es im Buch von Jean-Pierre Abraham geht. Ar-Men, 1867 bis 1881 erbaut, markiert den Eingang der Sein-Passage im Atlantischen Ozean. Andere nennen den Turm, der viele Kilometer vor der bretonischen Küste einsam aus den wilden Fluten des Atlantik ragt, auch die „Hölle der Höllen“.

Das Leben im Kampf mit der Natur und den Fluten

Der Erzähler, ein 26jähriger Mann, führt Tagebuch über sein Leben und seine Arbeit in diesem Leuchtturm, in den Monaten November bis Mai. Das Eintönige und das Extreme beherrschen den Alltag: das Entzünden und Löschen des Leuchtfeuers, das Warten der Maschinen, das Reinigen der Optik. Das Wechselspiel von Licht und Schatten, die Geräusche von innen und das Toben von außen, von der Brandung, ziehen in den Bann. Die Leuchtturmwärter von Ar Men verrichten ihren Dienst stets zu zweit und rund um die Uhr.

Nur bei passablem Wetter ist Ar-Men zu erreichen; oft herrscht Sturm und die Männer müssen länger auf ihre Ablösung warten. Landgang bedeutet dann, einige Tage auf der Steininsel, der Île de Sein, zu verbringen. Sie ist klein, der Pointe du Raz in der Bretagne vorgelagert und ebenfalls immer vom Toben der Elemente umgeben.

Das klingt bedrohlich, aber auch faszinierend. Es geht um den permanenten Kampf mit der Natur und den Fluten – und um den Blick nach innen, um die Selbsterforschung. Im Mai, als der Winter zu Ende geht, macht sich der Erzähler ans Reinigen des Leuchtturms, an das Weißeln von Innen und Außen. Vielleicht ist das der Aufbruch für eine neue Lebensphase?

Der Autor Jean-Pierre Abraham (1936 – 2003) hat im Jahr 1959 auf Ar-Men als Wärter angeheuert. Er ist mit wenigen Unterbrechungen bis 1962 auf seinem Posten in der „Hölle der Höllen“ geblieben. Seine Aufzeichnungen aus dieser Zeit erscheinen 1967 als Buch und machen ihn als Schriftsteller berühmt. Seit 1990 wird das Leuchtfeuer von Ar-Men automatisch betrieben. Dort wohnen keine Leuchtturmwärter mehr.

Im Wikipedia-Artikel zu Ar-Men (aufgerufen 17.03.2024) wird auch der Link zu einer Fernseh-Doku angegeben. Unbedingt anschauen und im Nachwort vom „Leuchtturm“ nachlesen, welche Folgen dieser Beitrag hatte!

Fazit:

Ich bin fasziniert von der knappen, eindringlichen Sprache Abrahams. Seine Bilder gehen mir nicht aus dem Kopf. Ich höre immer noch die wilde Gischt des Meeres und den Sturm! Eine gute Ergänzung ist das ausführliche Nachwort von Ingeborg Waldinger. Meine Empfehlung: Den „Leuchtturm“ lesen und in die Bretagne reisen!

Jean-Pierre Abraham: Der Leuchtturm. Aus dem Französischen und mit dem Nachwort von Ingeborg Waldinger

Jung und Jung 2024, gebunden mit Schutzumschlag, 192 Seiten, 22,00 €
ISBN: 978-3-99027-401-9

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