Fans der Romanik geraten völlig aus dem Häuschen bei Moissac und der Abtei Saint-Pierre! Die Stadt mit ihren mittelalterlichen Kunstschätzen liegt in der Ebene nahe bei der Mündung des Tarn in die Garonne am Fuß der letzten Hügel des Quercy. Bekannt ist sie auch als Zentrum des Anbaus einer „unwiderstehlichen“ Tafeltraube: Chasselas de Moissac. Der Kanal von Moissac und die Kanalbrücke sorgen für gemütliches Hafen-Flair.
Nach einigem Hin und Her durch die engen Straßen der Altstadt steht man plötzlich vor dem Südportal der Abteikirche Saint-Pierre! Es liegt unmittelbar am Jakobs-Pilgerweg nach Santiago de Compostela, und zwar an der Via Podiensis, die in Le-Puy-en-Velay ihren Ausgangspunkt hat. In Moissac kann man ein Hauptwerk der Kunst der Romanik bewundern.
Portal am Pilgerweg
Das Portal bildet den monumentalen Zugang zur Vorhalle der Kirche. Es stammt vom Beginn des 12. Jahrhunderts. Beherrschendes Motiv im Tympanon ist die in Stein gehauene Vision aus der Apokalypse des Johannes: der thronende Christus am Ende der Zeiten. Ein umfangreiches Bildprogramm aus Einzelmotiven führt zu diesem Höhepunkt hin. Hier mögen stellvertretend der Prophet Jeremias und die Löwen am Mittelpfeiler, Szenen aus der Kindheit Jesu und die prächtigen Ornamentreliefs stehen.
An einem Kapitell in der Vorhalle von Moissac: Ein Mensch kämpft mit einem Löwen. | Foto: Britta Lehna
Kreuzgang
Der großartige Kreuzgang der ehemaligen Benediktinerabtei besteht aus vier Galerien mit 76 Kapitellen, deren plastische Gestaltung einen unglaublichen Reichtum an biblischen, benediktinischen oder dekorativen Motiven aufweist. Er wurde laut einer Inschrift im Jahr 1100 vollendet. Die vier Marmorpfeiler an den Ecken des Kreuzgangs zeigen Apostel, „tragende Säulen“ der Kirche.
An einer Ecke des Kreuzgangs von Moissac das Marmorrelief des Apostels Paulus | Foto: Hermann Lehna
Am Eingang zum Kreuzgang gibt es Broschüren mit Erklärungen zu allen Skulpturen.
Seit 1998 ist die Abtei Moissac UNESCO-Weltkulturerbe im Rahmen der Jakobswege nach Santiago de Compostela.
https://whc.unesco.org/fr/list/868/gallery/
Übrigens: Wer nicht in die südfranzösische Provinz reisen will, kann sich in Paris im Musée des Monuments français (Salle Languedoc roman) einen originalgroßen Abguss des Portals von Moissac anschauen: https://fr.wikipedia.org/wiki/Mus%C3%A9e_des_Monuments_fran%C3%A7ais_(1879)
Abbaye Saint-Pierre de Moissac
Place Durand de Bredon
682200 Moissac
www.abbayemoissac.com
Romanisches Fenster an der Abteikirche | Foto: Hermann Lehna
Kanalhafen und Kanalbrücke
Östlich außerhalb der Stadt Moissac befindet sich ein bemerkenswertes Technik- und Architekturdenkmal: Der Pont-canal du Cacor. Dieses steinerne Bauwerk aus dem Jahr 1844 leitet über eine Länge von 356 m den Canal latéral à la Garonne in einer Trogkonstruktion über den Fluss Tarn.
Der Garonne-Seitenkanal wurde 1856 eröffnet und führt von Toulouse nach Castets et Castillon oberhalb von Bordeaux. In Moissac legte man einen Hafen an, in dem auch heutzutage reger Betrieb herrscht. Dieser Kanal ist die westliche Verlängerung des Canal du Midi, der unter der Leitung des Unternehmers Paul Riquet aus Béziers erbaut und 1681 vollendet wurde.
Beide Kanäle zusammengenommen als Canal-des-Deux-Mers ermöglichen die Binnen-Schifffahrt vom Atlantik zum Mittelmeer.
Tipp: Am 3. Septemberwochenende findet in Moissac das Fest der Tafeltraube statt. Dann dreht sich alles um die Rebsorte Chasselas: Diese Rebsorte, aus der sowohl Weißwein wie auch Trafeltrauben produziert werden können, wird seit dem 18. Jahrhundert im Umland von Moissac angebaut. Chasselas de Moissac AOP ist eine geschützte Herkunfstbezeichnung für saftig süße Tafeltrauben aus der Region, die von September bis Dezember in den Handel kommen. Unbedingt probieren!
Office de Tourisme Intercommunal
Moissac – Terres des Confluences
Boulevard de Brienne
182200 Moissac
https://www.tourisme-moissac-terresdesconfluences.fr/fr