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Montauban: rot schimmernde Stadt in Okzitanien

Die schöne Stadt Montauban mit gut 60.000 Einwohnern ist Hauptort des Departements Tarn-et-Garonne. Mittelpunkt der Altstadt, als Bastide gegründet, ist die Place Nationale mit ihren Arkaden. Rot schimmern die historischen Bauten der Stadt, sie sind aus Backstein errichtet. Der Maler Ingres und der Bildhauer Bourdelle sind berühmte Söhne der Stadt, ihnen ist hier ein Museum gewidmet.

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Blick auf die gotische Kirche Saint-Jacques in Montauban: in kriegerischen Konflikten mehrmals zerstört – und immer wieder aufgebaut. | Foto: Hermann Lehna

Bastide und Backstein

Montauban wurde im Jahr 1144 von Alphonse Jourdan, dem Grafen von Toulouse, als Bastide gegründet. Eine Bastide (okzitanisch für bauen) ist ein im Mittelalter entstandener Ort, der weitgehend in einem Zug erbaut wurde. Wer dort siedelte, bekam Steuerfreiheit und weitere Privilegien. Schnell entwickelte sich der befestigte Ort, der als Wachtposten dienen sollte. Nach den Albigenserkriegen (1209-1229) ging die Grafschaft Toulouse an die französische Krone und die Befestigung von Montauban wurde geschleift.

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Im Zentrum der Stadt: die Place Nationale mit ihren Arkaden und einer flachen Wasserfläche in der Platzmitte | Foto: Britta Lehna
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Blick in einen gewölbten Arkadengang an der Place Nationale | Foto: Britta Lehna

Mit dem Bau der Brücke über den Tarn im Jahr 1304 wurde Montauban ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Der Handel mit Tuch, Wein und Getreide machte die Stadt wohlhabend. Auch der Bischofssitz unterstrich die Bedeutung von Montauban. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde Montauban dann eine Hochburg der Protestanten. Dies machte sie mit Beginn der Religionskriege 1561 zu einem Hauptschauplatz der Kämpfe. Mehrere Brände zerstörten das Stadtzentrum, bis 1614 die Stadtverwaltung das Bauen mit Holz verbot und den Backstein vorschrieb. „La plus rose des villes roses“ wird die Backstein-Stadt bisweilen genannt.

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Der Pont Vieux aus dem 14. Jahrhundert führt über den Tarn. | Foto: Hermann Lehna

Heute spaziert man durch die Stadt und ihre Fußgängerzone und kann dabei mehr als 80 Hôtels particuliers, Stadtpaläste, aus dem 15. bis 18. Jahrhundert entdecken.

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Einkaufsstraße in der Altstadt von Montauban; im Hintergrund Durchgang zur Place Nationale | Foto: Britta Lehna

Musée Ingres-Bourdelle

Ein prächtiger Backsteinbau aus dem 17. Jahrhundert am Hochufer des Tarn war einst der Bischofssitz, heute beherbergt er das Museum Ingres-Bourdelle. Beide Künstler, der Maler Jean-Auguste-Dominique Ingres (1780 – 1867) und der Bildhauer Émile-Antoine Bourdelle (1861 – 1929), sind in Montauban geboren.

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Das von Ausstellungsbannern flankierte Portal führt in den Innenhof des Musée Ingres-Bourdelle. | Foto: Britta Lehna
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Treppenhaus im Musée Ingres-Bourdelle | Foto: Britta Lehna

Jean-Auguste-Dominique Ingres ist als Historien- und Salonmaler des Klassizismus berühmt – und als Meister der Technik. Bislang hat er mich persönlich nicht so begeistert, sein Frauenbild ist so ganz aus der Zeit gefallen. Doch die Präsentation im Museum setzt sich auch intensiv mit seiner Epoche, mit seinen Werten auseinander. Es ist interessant, seinen Erfolgsweg nachzuvollziehen: Schon die Zeichnungen, die er als Kind angefertigt hat, lassen das große Talent erkennen. Nicht nur Werke von Ingres selbst sind in diesem Museum zu sehen. Teile seiner erlesenen Kunstsammlung hat der Maler ebenfalls seiner Geburtsstadt vermacht.

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Ingres-Erinnerungsstücke im Museum: Seine Palette, sein Farbenkoffer, seine Portraitbüste ( geschaffen von Bourdelle), seine Geige violon d’Ingres mit Geigenbogen, sein vergoldeter Lorbeerkranz.
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Das monumentale Ingres-Denkmal am Tarn-Ufer in Montauban | Fotos: Britta Lehna

Der Künstler Émile-Antoine Bourdelle war einer der Pioniere monumentaler Bildhauerei des 20. Jahrhunderts. Ab 1893 arbeitete Bourdelle als Assistent von Auguste Rodin. Er war Vorbild und Lehrer für viele Künstler, zum Beispiel für Henri Matisse und Alberto Giacometti.

Weitere berühmte Personen aus Montauban

  • André Jeanbon Saint-André wurde 1749 in Montauban in eine protestantische Familie geboren und starb 1813 in Mainz. Er war Pfarrer, Politiker und Staatsbeamter. In der Revolution war er Anhänger von Robespierre, Abgeordneter im Konvent und Mitglied des Wohlfahrtsausschusses. Jacques-Louis David fertigte 1795 eine Portraitzeichnung von ihm an. Napoléon Bonaparte ernannte ihn 1802 zum Präfekten des Departements Mont Tonnerre (Donnersberg). Der Hauptort dieses linksrheinischen Gebiets war Mainz. Jeanbon galt als sehr engagierter Präfekt.
    Im Herbst 1813 schleppten die geschlagenen Soldaten Napoleons den Typhus nach Mainz ein und auch Jeanbon erlag dieser Seuche. Sein Grabmal befindet sich bis heute auf dem Hauptfriedhof in Mainz. https://www.regionalgeschichte.net/bibliothek/biographien/saint-andre-jeanbon.html
  • Seine Zeitgenossin, die Revolutionärin, Frauenrechtlerin und Schriftstellerin Olympe de Gouges (1748 – 1793) wurde auch in Montauban geboren. Ein anderes revolutionäres Schicksal als Jeanbon: Sie starb 1793 in Paris unter der Guillotine. Olympe de Gouges ist die Verfasserin der „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“ (1791). Eine private Website informiert ausführlich über ihr Leben und Werk: https://olympe-de-gouges.info/
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Das Grabmal von Jeanbon St.-André auf dem Hauptfriedhof in Mainz, den er als Präfekt anlegen ließ. | Foto: Hermann Lehna

Hinweise

Musée Ingres-Bourdelle
Rue de l’hôtel de ville 19, 82000 Montauban
https://museeingresbourdelle.com/

Tourismusbüro Montauban
Place Pénélope 1, 82000 Montauban
https://www.montauban-tourisme.com/

Pax Christi: Am 13. März 1945, noch während des Krieges, gab der Bischof Pierre-Marie Théas der Lehrerin Marthe Dortel-Claudot in Montauban seine Zustimmung zu ihrem Vorhaben, eine Bewegung für Versöhnung und Frieden zu gründen.

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Montauban, Rue de la Comédie 8, Gründungsort von Pax Christi | Foto: Hermann Lehna

Montauban in einem Kinderlied (Comptine), das „jedes“ Kind in Frankreich kennt:
„Trotte petit cheval blanc pour aller à Montauban“ https://larecredesptitsloups.fr/trotte-petit-cheval-gris-comptine-pour-bebe-et-maternelles/

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