In dieser französischen Stadt ist das Meer allgegenwärtig. La Rochelle (75.400 Einwohner) bietet viele Hafenkais, gemütliche Cafés und Brasserien, das stattliche Rathaus und den riesigen Markt. Dazu gibt es Badestrände und die schöne Insel Ile de Ré. Festungstürme und Bunkeranlagen erinnern daran, dass La Rochelle eine bewegte Geschichte hat. Die Stadt am Atlantik musste sich immer wieder gegen Invasoren verteidigen.
Vieux Port und Türme
Der alte Hafen ist das Erkennungszeichen der Stadt. Zwei Türme aus dem 14. Jahrhundert flankieren die Einfahrt in den Vieux Port. Die Tour St Nicolas ist mit Zinnen versehen, die Tour de la Chaîne ist rund. Der Name Tour de la Chaîne nimmt auf die Eisenkette Bezug. Sie wurde mit einer Winde hochgezogen, um Schiffen die Zufahrt zum Hafen zu verwehren. Der Turmkapitän überwachte den Schiffsverkehr und kassierte die Passiersteuern.
Einst war La Rochelle eine blühende Handelsstadt am Atlantik und eine Hochburg des französischen Protestantismus. Die Hugenotten hatten hier bereits 1559 ihre eigene Kirche gegründet. Ihre Unabhängigkeit war dem katholischen König Ludwig XIII. und seinem Minister, Kardinal Richelieu, ein Dorn im Auge: Im Jahr 1627 begann Richelieu, La Rochelle für 16 Monate zu belagern, bis die Stadt schließlich mit großen Opfern kapitulierte.
Im Zweiten Weltkrieg, unter deutscher Besatzung, entstanden in La Rochelle Bunkeranlagen, darunter die U-Boot-Bunker im Vorort La Pallice.
Heute ist die Szenerie glücklicherweise anders: Segelyachten schaukeln im Hafenbecken. Viele gemütliche Cafés reihen sich an den Kais und sorgen für Hafenflair. Am Abend lockt der Vieux Port mit seinen beleuchteten Türmen die Nachtschwärmer an.
Rathaus und Markt
Das Rathaus von La Rochelle befindet sich am Place de l’Hôtel de Ville. Der Rathausbau (Renaissance und Neorenaissance) ist von einer gotischen Festungsmauer mit Wehrgang und Turm umgeben. Im Jahr 2013 brannte das Rathaus – heute präsentiert es sich in frisch renovierter Pracht.
Ein Mascaron vom Bogengang des Rathauses von La Rochelle | Foto: Mathis Lehna
Zweimal die Woche ist in La Rochelle Markt – Grand Marché sogar. Er erstreckt sich über die Markthalle hinaus und bezieht das ganze Viertel, das Quartier du Marché, mit ein. Hier gibt es die leckeren regionalen Spezialitäten wie Cognac, Pineau des Charentes oder den Käsekuchen „Tourteau fromager“ zu kaufen.
Badestrände und Ile de Ré
La Rochelle hat mehrere Badestrände, wie Plage de Chef de Baie oder Plage des Minimes. Ein kleiner Ausflug nach Fouras gut 30 Kilometer weiter südlich lohnt sich. An den Stränden tobt der Atlantik, und die Festungsanlagen schauen unbeeindruckt zu. Jugendstilvillen verbreiten Seebadstimmung.
Doppelhaus-Villa in Fouras am Atlantik | Foto: Mathis Lehna
Am Horizont sind die Ile d‘Aix (Insel-Festung, mit Fähre zu erreichen), die Ile Madame (auch mit Festung) oder das Fort Boyard (ovale Festung im Meer, Film-Drehort) zu sehen.
Die Ile de Ré ist bei französischen, besonders bei Pariser Feriengästen sehr beliebt. Man kann die Insel über eine Brücke schnell mit dem Bus erreichen. Auf dem Mietfahrrad lässt sich die flache Insel mit ihren kleinen Orten und Badebuchten bequem erkunden.
Tipps
- Meeresfrüchte genießen, zum Beispiel bei „Le Panier de Crabes“ in La Rochelle, Rue de la Fourche 9
- Das Aquarium La Rochelle besuchen (Quai Louis Prunier), https://www.aquarium-larochelle.com
- Lesen: Der historische Roman „Ein Kardinal vor La Rochelle“ von Robert Merle (atb 1999) schildert spannend die Zeit der Belagerung von La Rochelle im 17. Jahrhundert.
Der berühmte Krimiautor Georges Simenon hat immer wieder La Rochelle und die Umgebung besucht, teilweise dort auch gelebt. In den Krimis „Ankunft Allerheiligen“ und „Wellenschlag“ (beide in einer Neuauflage bei Hoffmann und Campe 2021) spielt La Rochelle eine Rolle.
Bernd Eilert erkundet in „Meine Ile de Ré“ (mare 2022) die Insel, ihre Kultur und ihre Geschichte. - Weitere Informationen einholen: https://www.larochelle-tourismus.de/
Beitragsbild ganz oben: Vier Türme am Hafen; von links: Leuchtfeuer Rue de l’Armide , Tour Saint-Nicolas, Tour de la Chaîne, Tour de la Lanterne | Foto: Mathis Lehna