Givry – Weinort in der Nähe von Chalon-sur-Saône

Givry: Weinort mit klassizistischem Charme

Givry
Givry: Blick von der Rundhalle zum ehemaligen Rathaus mit seinem Torbau; dahinter die Spitze des Kirchturms | Foto: Hermann Lehna

Acht Kilometer westlich von Chalon-sur-Saône liegt die Weinbaugemeinde Givry (Département Saône-et-Loire).

Der Ort mit knapp 4.000 Einwohnern besteht im Kern aus vielen klassizistischen Bauten: Aus dem 18. Jahrhundert stammen das ehemalige Rathaus mit seinem beeindruckenden Torbau, die Kirche Saint-Pierre et Saint-Paul (1772 – 1791), der Delphinbrunnen Fontaine aux Dauphins (Architekt dieser drei Bauwerke: Emiland Gauthey) und der Rundbau Halle Ronde (1825, Architekt: Lazare Narjoux).

Die Kirche Saint-Pierre et Saint-Paul (Rundkirche mit Kuppeln, Turmhelm in Form eines Obelisken) und die runde Halle (als Gebäude für den Getreidehandel erbaut, heute für kulturelle Zwecke genutzt) zeigen Sachlichkeit und monumentale Wirkung. Sie nehmen die Einflüsse der sogenannten Revolutionsarchitektur auf.

Emiland Gauthey: Eine bemerkenswerte Karriere an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert

Emiland Gauthey (1732 Chalon-sur-Saône – 1806 Paris) studierte nach seiner Schulzeit im Jesuiten-Kolleg in Chalon-sur-Saône an der renommierten Ecole des Ponts et Chaussées in Paris. Er war ein vielseitiger Intellektueller in Zeiten der Aufklärung:

  • Ingenieur im Brücken- und Gewölbebau (so wurde er als Sachverständiger zur Beurteilung der Kuppelkonstruktion der Kirche Sainte-Geneviève in Paris, dem späteren Panthéon, einem Werk seines Studienkollegen Jacques-Germain Soufflot, hinzugezogen)
  • Architekt, Mathematiker, Sprachwissenschaftler.

Als sein Hauptwerk gilt der Canal du Centre. Diese künstliche Wasserstraße erstreckt sich über 114 km mit 61 Schleusen zwischen Chalon-sur-Saône und Digoin an der Loire. Auf diese Weise verbindet die Binnenschifffahrt das Mittelmeer mit dem Ärmelkanal. Erbaut wurde der Kanal von 1784 bis 1791. Er erschließt das im 19. Jahrhundert aufstrebende Industriegebiet von Montceau-les-Mines und Le Creusot. Heutzutage begleitet ihn zur Freude der Fahrradbegeisterten ein Abschnitt der EuroVélo 6.

König Heinrich IV. und der Wein aus Givry

Als Weinbaugemeinde gehört Givry (Givry AOC) zur Côte Chalonnaise, ist für Pinot Noir bekannt und für zahlreiche Premier-Cru-Lagen. Jährlich am ersten September-Wochenende findet in der Stadt das Weinfest „Fête de la vigne“ statt.

Die Winzer aus Givry behaupten gerne, dass ihr Rotwein dem Weingenießer König Heinrich IV. (1553-1610) am allerbesten mundete. Auf den Werbetafeln und Flaschenetiketten ist daher oft der Zusatz „Vin préféré du Roi Henri IV“ angeführt.

Die häufigen Besuche des Königs in Givry galten aber nicht nur dem Wein, sondern vor allem auch seiner schönen Geliebten Gabrielle d’Estrées, die ganz in der Nähe im Schloss Germolles (Gemeinde Mellecey) wohnte.

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