avignon rhone

Avignon – fünf Highlights in der historischen Stadt mit Theaterfieber

Diese Stadt in der Provence hat mit ihrem Papstpalast, der berühmten Brücke von Avignon, dem Rocher des Doms, der mehr als vier Kilometer langen Stadtmauer und dem internationalen Theaterfestival so viel zu bieten! Wer das Theaterfestival erleben will, kommt im Juli. Zu allen anderen Zeiten ist Avignon ebenfalls eine Reise wert. Wir stellen hier fünf Kultur-Highlights vor, ein weiterer Beitrag wird unseren Lieblingsplätzen und kleinen Entdeckungen gewidmet.

1. Der Papstpalast – ein gigantisches gotisches Bauwerk

Wer Avignon besucht, kommt um den Papstpalast nicht herum. Mächtig thront er über der Altstadt von Avignon und ist schon von weitem zu sehen. Der „Palais des Papes“ war zwischen 1309 und 1408 die Residenz verschiedener Päpste und Gegenpäpste. Der Palast gehört mit der Altstadt von Avignon zum UNESCO-Welterbe. Er ist eines der größten und wichtigsten mittelalterlichen gotischen Gebäude in Europa. Der erste Eindruck von außen: ein gigantisches Bauwerk mit trutzigen Mauern, Zinnen und Türmen.

avignon papes
Der Papstpalast in Avignon mit dem markanten Hauptportal | Foto: Hermann Lehna
avignon papes postkarte
Alte Postkarte: der Papstpalast von Avignon vor der Rekonstruktion der Erkertürme am Hauptportal | Repro: Hermann Lehna

Was einen im Papstpalast (Kernbauzeit 1334 -1370) erwartet: meist kahle Räume, dafür beeindruckende Wandmalereien der italienischen Künstler Matteo Giovanetti und Simone Martini (14. Jahrhundert) sowie viele Informationstafeln. Zum Beispiel erfahren wir, wie im Mittelalter gebaut wurde. Dokumente im Archiv der Stadt belegen sogar die Namen der beteiligten Handwerker. Jeder Papst in Avignon hat sich architektonisch verewigt. So ist eine Anlage mit einem sehr kompliziert verschachtelten Raumsystem von rund 15.000 m² Nutzfläche entstanden.

avignon papes plan
Avignon Papstpalast: Plan aus dem Guide Bleu „Provence“ 1922 | Foto: via Wikimedia Commons, gemeinfrei
avignon papes kueche
Papstpalast Avignon: Blick hinauf in den Küchenkamin (im Plan „Cuisine“) | Foto: Britta Lehna

Dazu gehören Audienz- und Prunksäle, aber auch kleinere Räume wie das Hirsch-Zimmer mit Jagdszenen in wunderschöner, detailreicher Wandmalerei. Riesige Ausmaße hat der Festsaal Grand Tinel. Gleich daneben befindet sich die Küche mit einem gigantischen Kamin. Noch erhalten ist etwas Papst-Geschirr: mittelalterliche Prunkteller mit Lüstermalerei aus Manises bei Valencia. Diese waren damals als hochherrschaftliche Keramik beliebt.

Infotafeln verraten, woher die Produkte für die päpstliche Küche kamen. Der Wein ist dabei ein besonderes Kapitel: Bei Châteauneuf-du Pape wurden im 14. Jahrhundert die päpstlichen Weinberge angelegt. Produkte aus der bis heute berühmten Weinlage kann man natürlich auch im Museumshop erwerben.

Nach der französischen Revolution wurden Teile des Papstpalastes als Kaserne verwendet.

Ein Bereich des Palais des Papes wird heute für aktuelle Kunstausstellungen genutzt, und der Innenhof wird im Juli Schauplatz für die Theaterstücke des Festivals.

avignon papes
Blick von der Place du Palais auf das Hauptportal des Papstpalastes
avignon papes
Avignon: das Hauptportal des Papstpalastes vom unteren Innenhof aus gesehen. | Fotos: Britta Lehna

Bei unserem Besuch im Papstpalast lief gerade die multimediale spektakuläre Fotoausstellung Sebastião Salgado „Amazônia“.

avignon papes
Papstpalast Avignon, oberer (älterer) Innenhof Cour du Cloître
avignon papes
Papstpalast Avignon, oberer Innenhof mit Blick zur Madonnenstatue (1859) auf der Turmspitze von Notre-Dame-des-Doms | Fotos: Britta Lehna
Warum waren die Päpste in Avignon?

Rom ist uns als Sitz der Päpste und als Ort der Papstwahl bekannt. Doch es gab eine Zeit, in der Avignon die Papststadt war. Dem einflussreichen französischen König Philipp IV. gelang es, einen französischen Kardinal zum Papst wählen zu lassen: Klemens V. (Papst 1305 bis 1314) stellte sich unter den Schutz des Königs und verlegte seine Residenz 1309 nach Avignon. Die folgenden Päpste wurden in der sogenannten „babylonischen Gefangenschaft der Kirche “ in Avignon festgehalten. Erst 1378 fand wieder eine Papstwahl in Rom statt. Bis zum Jahr 1429 jedoch gab es in Avignon, Peñíscola und in Armagnac noch mehrere Gegenpäpste zum Papst in Rom.

2. Pont St. Bénézet heißt die berühmte Brücke von Avignon

avignon pont
Die Brücke von Avignon | Foto: Hermann Lehna

Die Brücke Pont Saint-Bénézet liegt in unmittelbarer Nähe des berühmten Papstpalastes. Sie gehört heute zum Unesco-Welterbe „Historisches Zentrum von Avignon“. Sie wurde ab dem 12. Jahrhundert erbaut. Mit 22 Bögen und einer Gesamtlänge von über 900 Metern war sie zur Erbauungszeit die wohl längste Brücke Europas. Die Brücke überspannte einst beide Flussarme der Rhône sowie die Insel Île de la Barthelasse. Am Festungsturm Tour Philippe le Bel im heutigen Villeneuve-lès-Avignon endete die Brücke Pont Saint-Bénézet. Auf einem der Brückenpfeiler befindet sich eine Doppelkapelle: Der obere Teil ist dem heiligen Nikolaus von Myra gewidmet. Der untere Teil wurde dem heiligen Bénézet geweiht.

avignon bruecke 1575
Die Brücke von Avignon. Ausschnitt aus Tafel 13 in Braun/Hogenberg: Civitates orbis terrarum Volume 2, 1575. Avignon im Bild rechts, darüber das Stadtwappen mit den drei Schlüsseln | Foto: via Wikimedia Commons, gemeinfrei

Die ganze Pracht dieses Bauwerks können wir nur mit Hilfe von historischen Abbildungen nachvollziehen. Schwere Unwetter haben der Brücke von Avignon immer wieder zugesetzt. Im Jahr 1660 sorgte ein großes Hochwasser für Zerstörung. Die Brücke wurde nicht wieder komplett aufgebaut. Heute kann man die Restbrücke mit ihren vier Bögen betreten und besichtigen.

avignon pont
Die Brücke von Avignon mit dem Rocher des Doms, dem Petit Palais, Notre-Dame-des-Doms und dem Papstpalast | Foto: Hermann Lehna

Unser Tipp: Richtig gut sieht man die Ruine Pont St. Bénézet von der Île de la Barthelasse aus. Dorthin gelangt man über die Brücke Pont Eduard Daladier. Oder man nimmt weiter nördlich die kleine Fähre (Fußgänger, Radfahrer; kostenfrei). Die Insel Barthelasse mit ihrem schönen Flussufer ist einen Spaziergang wert: immer mit dem Blick auf die Brücke und die Altstadt von Avignon!

Sur le pont d’Avignon – Tanz auf der Brücke von Avignon

Dieses Lied, ein französisches Volkslied aus dem 15. Jahrhundert, kennen wir alle! Hier der Refrain:

avignon rhone

Sur le pont d’Avignon,
On y danse, on y danse,
Sur le pont d’Avignon
On y danse tous en rond.

3. Auf dem Rocher des Doms

avignon pont rocher des doms
Blick vom Rocher des Doms: Villeneuve-lès-Avignon mit Brücke und Festungsturm Philippe le Bel | Foto: Britta Lehna

Blick vom Rocher des Doms über das Brückenfragment und über die Ile de la Barthelasse auf das westwärts gelegene Rhône-Ufer:

Hier liegt Villeneuve-lès-Avignon mit dem mächtigen Turm Philippe le Bel, benannt nach dem französischen König Philipp IV. „der Schöne“ (1268-1314). Dieser trug auch den Beinamen „le Roi de Fer“ – der eiserne König, wohl aufgrund seiner skrupellosen Machtpolitik.

Der Rocher des Doms ist ein Felsvorsprung am linken Ufer der Rhône, der als Schutz für die Gründung und Entwicklung der Stadt Avignon gedient hat. Heute ist das Felsplateau als öffentlicher Garten gestaltet. Von Rocher des Doms gibt es einen herrlichen Ausblick auf den Fluss Rhône und auf Villeneuve-lès-Avignon.

Beliebt bei Familien ist die Parkanlage vom Rocher des Doms: Große Bäume spenden Schatten, ein Teich und eine Grotte mit Wasserspiel sorgen für Frische und die Kinder vergnügen sich auf kleinen Fahrzeugen. Idyllisch!

4. Mächtige Stadtmauer und Tore

Wenn man die Stadtmauer von Avignon so anschaut, wirkt sie mächtig und wehrhaft: Sie ist ein 4330 Meter langer Mauerring aus Kalkstein, der die historische Altstadt umgibt. 39 Türme und sieben Haupttore gibt es hier! Ursprünglich gehörten auch Wassergräben zur Verteidigungsanlage dazu. Diese sind aber heute zugeschüttet.

avignon stadtmauer
Durch die Porte St. Michel in Avignon blickt man nach draußen, und es fährt gerade eine Straßenbahn vorbei. | Foto: Hermann Lehna

Seitdem die Brücke Pont Saint-Bénézet im 12. Jahrhundert erbaut worden war, existierte auch immer eine Stadtmauer um Avignon herum. Dann gab es wiederholt Zerstörungen durch militärische Angriffe und durch Hochwasser. Der berühmte Architekt Eugène Viollet-le-Duc sorgte im 19. Jahrhundert dafür, dass die Stadtmauer so wiederhergestellt wurde wie wir sie heute sehen können.

5. So viel Theater – Festival d’Avignon

Viel Theater in Avignon | Fotos: Britta Lehna

Beim Spaziergang durch Avignons Zentrum fällt auf: Überall gibt es Theaterhäuser. Einige haben tolle Namen wie „Der Hund der raucht“, oder „Der kleine Hund“, „Das Balkon-Theater“ oder „Engelstheater“.

avignon theater
An der reich verzierten Fassade des Opernhauses von Avignon zwei lorbeerumkränzte Medaillons: links der „Bon roi René“, rechts der Dichter Petrarca | Foto: Hermann Lehna

Die Spielstätten sind unterschiedlich groß – und einige werden auch nicht kontinuierlich übers Jahr bespielt.

Natürlich gibt es auch das Opernhaus Opéra Grand Avignon.

avignon maison jean vilar
In der Nähe des Rathauses: Der Gründer des Festivals d’Avignon, Jean Vilar (1912-1971), wird in der Begegnungsstätte Maison Jean Vilar geehrt. | Foto: Hermann Lehna

Jedoch jedes Jahr im Juli wird ganz Avignon zur Bühne. Dann findet das internationale Festival d’Avignon statt, mit zahlreichen Theater- und Tanzvorstellungen. Das Programm des Festivals wird jedes Jahr von einem Artiste associé kuratiert: 50 Stücke, rund 300 Aufführungen an 20 Spielstätten (darunter der Ehrenhof des Papstpalastes). Dazu gibt es das „Off“-Festival der freien Theaterszene mit unzähligen Acts. Das sorgt für mächtig Trubel in Avignon. Wer das Festival d’Avignon erleben möchte, sollte frühzeitig buchen!


avignon stadt - TGV
Eine Buslinie führt vom TGV-Bahnhof zur Stadtmitte (Post).
avignon abendlicht
Avignon im Abendlicht, von der Rhône aus gesehen. | Foto: Britta Lehna
Scroll to Top