Am Ufer der Loire und ihres Nebenflüsschens Erdre liegt Nantes, 55 Kilometer vom Atlantik entfernt. Mit ca. 320.000 Einwohnern ist Nantes zugleich Hauptort des Departements Loire-Atlantique und der Region Pays de la Loire. Die bedeutendsten älteren historischen Bauten im Stadtzentrum sind das Schloss der Herzöge der Bretagne und die Kathedrale Saint-Pierre-et-Saint-Paul. Berühmter Sohn der Stadt ist der Schriftsteller Jules Vernes („In 80 Tagen um die Welt“). Die Kunstperformance-Gruppe Les Machines nimmt mit ihren Großplastiken Bezug auf das Werk von Jules Verne, sie sind eine große Attraktion der Stadt!
Durch seinen Überseehandel kam Nantes zu großem Reichtum. Allerdings trug auch der Sklavenhandel mit einem Höhepunkt im 18. Jahrhundert zu diesem Wohlstand bei (dazu ausführlicher Artikel „La traite négrière à Nantes“ in der französischsprachigen Wikipedia).
Nach vielen städtebaulichen Umwälzungen durch Flusskorrekturen, Industrialisierung und Deindustrialisierung (Schiffbau), Stadterweiterungen, kriegsbedingten Zerstörungen und Wiederaufbau zeigt Nantes heutzutage ein vielgesichtiges Stadtbild. Die Stadt wirkt sehr dynamisch und lebendig.
Aus dem großen Angebot der Sehenswürdigkeiten und möglichen Aktivitäten greifen wir in unserem Beitrag nur einige heraus:
Schloss der Herzöge der Bretagne und Kathedrale
Das Schloss verbindet elegante spätgotische Palastarchitektur und wuchtigen Festungsbau. Es beherbergt das 2007 neu konzipierte Musée d’Histoire de Nantes.
Neben der Kathedrale steht als einer der wenigen Reste der mittelalterlichen Stadtbefestigung das Stadttor Porte Saint-Pierre. König Heinrich IV. soll es durchschritten haben, als er 1598 in Nantes das Toleranzedikt von Nantes unterzeichnete.
Die Bischofskirche von Nantes wurde in gotischen Stilformen vom 15. bis ins 19. Jahrhundert errichtet und nach mehreren Bränden immer wieder restauriert. In ihrem Inneren befindet sich das monumentale Grabmal der Eltern der Herzogin Anne de Bretagne. Nach Annes Tod ging das Herzogtum Bretagne im Jahr 1532 an die französische Krone.
Oben: Die renovierte Fassade der Kathedrale.
Unten: Der treue Windhund mit Bretagne-Hermelin-Halsband am Grabmal von François II de Bretagne und Marguerite de Foix | Fotos: Britta Lehna
Musee d’Arts de Nantes
Dieser Kunstpalast von 1900 erstand im Jahre 2017 nach Renovierung und Erweiterung völlig neu. Werke vom 13. Jahrhundert bis in die unmittelbare Gegenwart werden hier präsentiert. Einige Gemälde aus der bedeutenden Sammlung stellen wir in einem eigenen Beitrag vor (Ingres, Courbet, Baudry).
https://museedartsdenantes.nantesmetropole.fr/home
Mémorial de l’abolition de l’esclavage
Nantes war am Sklavenhandel der französischen Hafenstädte maßgeblich beteiligt. Am Quai de la Fosse, ehemals turbulentem Teil des Hafens von Nantes, wurde im Jahre 2012 ein begehbares Denkmal eröffnet. Es hat den Sklavenhandel, dessen Abschaffung (in Frankreich erstmals 1794) und die Menschenrechte zum Thema. Ein Bestandteil dieser Gedenkstätte und dieses Dokumentationszentrums ist die 90 Meter lange Beton-Galerie unterhalb des Straßenniveaus, die das Zwischendeck eines Sklaven-Transport-Schiffes suggerieren soll.
https://memorial.nantes.fr/decouvrir/
Passage Pommeraye und Cours Cambronne
Die mit Glas überdachte Passage Pommeraye eröffnete 1843 mit 66 Geschäften. Sie verbindet das Theater-Viertel mit dem hafennahen La-Fosse-Viertel und überwindet dabei einen Höhenunterschied von 10 Metern über eine monumentale Treppenanlage. Ein charmantes Erbe des 19. Jahrhunderts, auch heutzutage sehr besucht!
Cours Cambronne: Über 63 einheitliche Fensterachsen lang, nach dem Vorbild des Palais Royal in Paris, erstreckt sich dieses längsrechteckige Gebäude-Ensemble mit Promenade und Grünflächen vom Beginn des 19. Jahrhunderts. Der Investor Graslin hatte den „Cours“ schon Ende des 18. Jahrhunderts konzipiert. In die dicht bebaute Innenstadt sollten Luft und Sonne Eingang finden.
Die Anlage befindet sich in unmittelbarer Nähe der Place Graslin mit dem Theater und der Belle-Époque-Brasserie „La Cigale“.
Les Machines de l’île
Les Machines de l’île sind eine Ansammlung fantastisch-mechanischer Großplastiken der Kunstperformance-Gruppe La Machine. Diese exotischen Kreationen befinden sich seit 2007 in Hallen und auf einem Freigelände im Hafenbereich der Île de Nantes. Das Experiment der Machines de l’île zu hat sich zu einem touristischen Anziehungspunkt entwickelt. Die Thematik und Formensprache erinnern zum Beispiel an Jules Verne oder Maschinen-Entwürfe von Leonardo da Vinci. Manche Besucherinnen und Besucher mögen auch an „Steampunk“ denken.
Auf dem Rücken des „Grand Éléphant“ kann man über das Freigelände marschieren; das „Carrousel des Mondes Marins“ lädt zur Rundfahrt auf fantastischen Meerwesen ein. https://www.lesmachines-nantes.fr/de/
• In aller Kürze: Musée Jules Verne / Jardin des Plantes / Lieu Unique / Erdre / La Folle Journée / Trentemoult / Patrimonia
• Der Schriftsteller Jules Verne wurde im Jahre 1828 in Nantes an der Loire geboren. Fast jeder kennt seine Werke „Reise um die Erde in 80 Tagen“ oder „20.000 Meilen unter dem Meer“ mit der Hauptfigur Kapitän Nemo. In Nantes ist dem Autor in einer Villa von 1878 oberhalb vom Ufer der Loire ein Museum gewidmet, das Musée Jules Verne. https://fr.wikipedia.org/wiki/Mus%C3%A9e_Jules-Verne. In der Nähe unbedingt die Terrassen mit toller Aussicht aufsuchen!
• Im Jardin des Plantes, eröffnet 1829, schöpft man auf sieben Hektar innerhalb der Stadt frische Luft und erfreut sich an der Vielfalt der Pflanzen und der großzügigen Parkanlage. https://nature.metropole.nantes.fr/parcs-jardins/jardin-des-plantes/
Mit dem vorläufigen Namen „Jardin extraordinaire“ wird der jüngste Park von Nantes (2019) bezeichnet: Der ehemalige Granitsteinbruch von Miséry in der Nähe des Musée Jules Verne wandelte sich in einen Landschaftspark um und bietet unter anderem einen 25 Meter hohen Wasserfall und eine Kletterwand. https://nature.metropole.nantes.fr/explorations-nantaises/les-11-grands-parcs-de-nantes/jardin-extraordinaire/
• LU = Lefèvre Utile (Keksmarke LU) = Lieu Unique (einzigartiger Ort). 1885 errichtete Louis Lefèvre Utile hier seine Keksfabrik, 1909 setzte man zwei extravagante Türme dazu, und im Jahre 2000 eröffnete in dem Gebäudekomplex das Kulturzentrum Lieu Unique.
Der Turm des „Lieu Unique“ | Foto: Britta Lehna
• Die Erdre ist ein 97,5 km langer Zufluss der Loire. In der Nähe des Schlosses von Nantes verschwindet sie in einem Tunnel. Nördlich davon ist ihr Lauf oberirdisch. An ihrem Ufer wurden zahlreiche Schlösschen erbaut. Kleine Personenschiffe bieten hier Ausflugsfahrten an.
Im Spätsommer ist die Erdre Schauplatz eines kulturellen Großereignisses in und um Nantes: Les Rendez-vous de l’Erdre, ein Jazzfestival, kostenlos! … https://www.rendezvouserdre.com/ oder https://www.levoyageanantes.fr/evenements/les-rendez-vous-de-lerdre/
• Ein „verrückter Tag“ La Folle Journée, Festival klassischer Musik, Ende Januar/Anfang Februar, zu günstigen Eintrittspreisen … https://www.follejournee.fr/ oder https://www.levoyageanantes.fr/evenements/la-folle-journee/
• Einige Kilometer flussabwärts am südlichen Loire-Ufer, von Nantes erreichbar mit der Navibus-Fähre, liegt Trentemoult, ehemaliger Fischerort, jetzt Ausflugsziel und Sommerfrische.
• Die Plattform Patrimonia https://patrimonia.nantes.fr/home.html ermöglicht es, auf einem Online-Stadtplan von Nantes allerlei Denkmalschätze zu entdecken.
Es werden auch einige Stadtrundgänge vorgestellt. „Les incontournables“ zum Beispiel ist ein Parcours von etwa 5 Kilometern im Stadtzentrum zu besonders sehenswerten Stätten: https://patrimonia.nantes.fr/home/decouvrir/les-parcours-du-patrimoine/les-incontournables.html
Im Jardin des Plantes befindet sich eine Fontaine Wallace. | Foto: Britta Lehna
Zu empfehlen:
Tourismusbüro, Rue des États 9, 44000 Nantes (in unmittelbarer Nähe des Schlosses), mit seiner originellen Website „Le voyage à Nantes“ https://www.levoyageanantes.fr/;
Deutsche Ausgabe dieser Website: https://www.levoyageanantes.fr/en/willkommen-in-nantes/