Auffay – sympathischer Marktort im Pays de Caux Normandie

Eine schöne Entdeckung im Pays de Caux, im Hinterland der Normandie, ist Auffay mit seinen gemütlichen Häusern und Geschäften und dem großen Markt am Freitagmorgen. Mit einem Blick auf die Kirche Notre Dame schmeckt der Café besonders gut. Die berühmten Schriftsteller Maupassant und Flaubert waren auch schon hier.

Markt und Café

Nach dem Marktbesuch stellt sich die Frage: Kehrt man ein in „Les Jacquemarts“ oder in „Le Blason“? Beide Cafés befinden sich fast Tür an Tür am Platz neben der Kirche. Vielleicht kann bei der Entscheidung das ein paar Häuser weiter gelegene Office de Tourisme weiterhelfen.

Auffay (Seine-maritime) liegt im Tal des Flüsschens Scie, ca. 25 km landeinwärts von Dieppe. Der Ort hat ca. 1800 Einwohner und ist Bahnstation an der Strecke Rouen-Dieppe.

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Kirche Notre-Dame mit Jacquemarts

Haupt-Sehenswürdigkeit von Auffay ist die Kirche Notre-Dame. An einem einzigen Bauwerk sind fast alle Stilepochen der Kirchenbaukunst vom Mittelalter an vereint. Die Gotik spielt hier die Hauptrolle. Großartig ist der Blick durch das hochgotische Mittelschiff zum Chor in Formen der Flamboyant-Gotik. Im Bereich der südöstlichen Seitenkapelle fasziniert ein Ensemble von Glasmalereien des französischen Künstlers Max Ingrand (1908-1969). Sein umfangreiches Werk umfasst vor allem Kirchenfenster, aber auch Dekorationen, z. B. auf Ozeandampfern.

Im Verlauf der Geschichte wurde Notre-Dame mehrmals zerstört oder beschädigt, zuletzt 1940 durch deutsche Truppen, und dann immer wieder aufgebaut oder erweitert. Den Außenbau dominiert der markante 70 Meter hohe Vierungsturm aus dem Jahr 1873.

Notre-Dame in Auffay – links und Mitte: Dialog der Drolerien am Chor; rechts: Kapitell mit Büste und Laubwerk im Mittelschiff | Fotos: Hermann Lehna

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Houzou und Paquet zeigen die Zeit an

Drolerien, eigenartige der Fantasie entsprungene Mischwesen, führen am Chor einen stummen Dialog. Am südlichen Querschiff fallen hoch oben in einer Nische zwei farbige Figuren mit Pfeife, Hammer und Glocke auf. Es sind die Jacquemarts von Auffay, genannt Houzou Benart und Paquet Sivière. Diese Automaten schlagen die Uhrzeiten.

Notre-Dame in Auffay: südöstliche Kapelle. Dieses fünfbahnige Fenster zeigt mustergültig Maßwerk der Hochgotik (ist allerdings restauriert): Spitzbögen, Kreise, Nasen, Dreipässe, Vierpässe, Dreiblätter; die Fensterlaibung mit Säulchen und Wülsten profiliert. Glasmalereien von Max Ingrand
Notre-Dame in Auffay: die beiden Jacquemarts, die die Uhrzeit schlagen. | Fotos: Hermann Lehna

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Auf den Spuren von Maupassant und Flaubert in der Nähe von Auffay

Beim Thema Literatur und Normandie geht nichts ohne Maupassant (siehe unser Beitrag Miromesnil) und Flaubert. Dazu möchten wir für die Umgebung von Auffay zwei Hinweise geben:

1. In einem Anwesen in Tôtes, 7 km südlich von Auffay, führen die Wege der zwei französischen Literaturgrößen des 19. Jahrhunderts zusammen: Die “Auberge du Cygne” war Poststation auf halbem Wege zwischen Rouen und Dieppe.

– Guy de Maupassant war dort 1879 zu Gast und schrieb “Boule de Suif” (Fettklößchen!; erschienen 1880). Er nannte das Gasthaus in seiner Erzählung Hôtel du Commerce.

– Gustave Flaubert, auch zu Gast in der Auberge du Cygne,
schrieb hier Teile von “Madame Bovary”.

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2. Auf dem Wanderweg “L’arbalète et le Bosmelet“ südlich von Auffay kannst du beiläufig einiges über Flauberts Roman “Madame Bovary”, Untertitel “Moeurs de province” (1856/57) erfahren. Die Sitten in der Provinz, d.h. in der ländlichen Normandie, werden auf dem 12 km langen Parcours, sicht- und hörbar:

flaubert mme bovary

Ausgangspunkt und Ziel ist die Kirche im Dorf Vassonville, vier km südlich von Auffay. Sechs Schautafeln am Rande des Parcours beziehen sich auf den 1. Teil von “Madame Bovary”. Zu jeder Schautafel bietet die Website des Office de Tourisme Audiodateien, wo Romanauszüge vorgelesen werden, die in Zusammenhang mit der jeweiligen Örtlichkeit stehen (z.B. im Dorf Ordemare: La ferme des Bertaux; Anmerkung: Die Einzelvorträge in französischer Sprache dauern schon mal 10 Minuten).

“L’arbalète” ist übrigens der Name einer Wassermühle (in Betrieb!), und “le Bosmelet” bezeichnet das Barockschloss und den Park dieses Namens (Privatbesitz; zu besichtigen).

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